Elektroantrieb und Allrad: Das aCar füllt eine Lücke
EVUM MOTORS Ein vielseitiges, kompaktes Elektronutzfahrzeug mit Allradantrieb – darauf haben viele Kommunen gewartet. Der robuste N1-Transporter wird in Deutschland mit Qualitätskomponenten gefertigt und überrascht auch preislich.

Mit «aCar mobility» hatte die Technische Universität München (TUM) ab 2013 die Mobilitätsbedürfnisse in ländlichen Gebieten südlich der Sahara zu ergründen versucht. Aus den Erkenntnissen heraus war ein Elektro-Kleinlastwagen entwickelt worden, der nun mit dem Namen aCar unmittelbar vor der Serienproduktion steht. Die Robert Aebi Landtechnik AG mischt mit Club Car und Goupil ganz vorne im Elektro-Nutzfahrzeugmarkt mit. Mit dem Allradfahrzeug aCar wird das Angebot emissionsfreier Fahrzeuge nun um ein strategisch wichtiges Produkt erweitert.

Vor uns steht ein Vorserienmodell in frischem Grün, der Standardfarbe des aCar. Gegen Aufpreis ist es auch in Weiss und Orange bestellbar. Die Kabine bietet grosszügig Platz für zwei Personen. Alle Schalter und Hebel (wie etwa der Türöffner) wirken sehr robust und für die Ewigkeit gemacht. Auf sämtlichen Schnickschnack wurde verzichtet, alles ist rein funktionell. So erfreuen verschiedene Ablagefächer und -flächen sowie die mittig platzierte Handy-Halterung den Piloten. Die Seitenfenster müssen aufgeschoben werden. Alle relevanten Informationen werden auf der farbigen Multifunktionsanzeige ausgegeben. Die hochwertige Pritsche mit Platz für zwei Europaletten ist serienmässig, ab Werk können aber auch Plane & Spriegel («Blachenaufbau»), Dreiseitenkipper und Kofferaufbau bestellt werden. Dazu kommen fünf verschiedene Ausstattungspakete. Darin enthalten sind z.B. Ethanol-Innenraumheizung, DAB-Radio, Sitzheizung oder eine Steckdose für externe Verbraucher (max. 3 kW Dauerleistung). Wem die 100 km Reichweite zu wenig sind, kann sie mit dem Reichweitenpaket verdoppeln. Dann speichert anstatt der 16,5-kWh-Batterie ein 33-kWh-Akku die Energie. Verbaut werden Komponenten bekannter europäischer Zulieferer, die Karosserie ist aus Kunststoff. Aufgeladen wird der Akku über einen Typ-2-Stecker, und ein 230-V-Ladegerät ist im Lieferumfang inbegriffen.

Zu fahren ist das aCar auch dank seiner kompakten Masse sehr einfach: Zündschlüssel drehen, Kippschalter auf «D» oder «R», ein Druck aufs Gaspedal – und los geht’s! Bis 60 km/h zu beschleunigen geht relativ einfach, darüber hinaus braucht es Geduld. Fährt man im Eco-Modus für mehr Reichweite, wird es bereits ab 50 km/h etwas zäh. Rekuperationsstufen können nicht gewählt werden, rekuperiert wird ausschliesslich beim Bremsen. Weil das aCar in der Kategorie N1 homologiert wird, braucht es zum Fahren mindestens den Autoführerausweis (Kategorie B). Mit dem Drosselpaket kann das Fahrzeug elektronisch auf 45 km/h beschränkt werden. Nur das langsame Manövrieren benötigt Kraft, denn die Lenkung ist (noch) ohne Servo ausgestattet, und so trainiert das Kurbeln die Oberarme. Eine Servolenkung sei aber in Vorbereitung, heisst es vonseiten Robert Aebi.

Das aCar unterscheidet sich durch zwei wesentliche Merkmale von den meisten seiner Mitbewerber: sein Allradantrieb, auf den viele Fahrzeugverantwortliche von Werkhöfen sehnlichst gewartet haben, sowie die Fähigkeit, gebremste Anhänger bis 1000 kg ziehen zu können. Dies macht das aCar zu einem sehr interessanten Fahrzeug für kommunale Aufgaben, insbesondere in Berggemeinden, aber auch für Arbeiten im Wald. Zudem können elektrisch angetriebene Geräte wie etwa eine Heckenschere an der externen Steckdose betrieben werden, was beispielsweise die Grünpflege in Quartieren anwohnerfreundlicher macht.

Auf die Pritsche kann im Winter ein Streuer gesetzt werden. Für einen Pflug ist die garantierte vordere Achslast noch zu niedrig, doch auch daran werde gearbeitet, sodass bald eine Lösung angeboten werden könne. Das Vorserienmodell steht ab sofort für Probefahrten bereit. Die Lieferfrist beträgt rund drei Monate. Die Preise beginnen bei etwa 50’000 Franken, ein mit allen Paketen ausgestattetes Fahrzeug mit Dreiseitenkipper kostet maximal 65’000 Franken.

Technik
Fahrzeuglänge 4050 mm
Fahrzeugbreite 1562 mm
Fahrzeughöhe 1986 mm
Bodenfreiheit 325 mm
Radstand 2600 mm
Wendekreis 9,8 m
Zul. GG 2600 kg
Max. Nutzlast 1000 kg
Zul. Anhängelast 1000/650 kg (gebremst/ungebremst)
Pritsche Innenmass 1778 × 1608 mm
Antrieb 2 × 10-kW-E-Motor an Vorder- und Hinterachse
Getriebe 1-Gang
Nennleistung 20 kW
Max. Leistung 28 kW
Max. Drehmoment 140 Nm
Höchstgeschwind. 70 km/h
Externe Steckdose 230 V, bis 3 kW Dauerleistung
Batterie Li-Ionen 16,5 kWh (optional 33 kWh)
Reichweite NEFZ 100 km (optional 200 km)
Spannung 48 V
Ladedauer AC 6,5 h (3,3 kW bis 80 Prozent)
