Deshalb transportiert die Salzmann AG flüssiges CO₂
SALZMANN AG TRANSPORTE Mit dem Transport von verflüssigtem CO₂ zur Produktion von recycliertem Beton rückte die Salzmann AG Transporte in den letzten Monaten ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.

Die farbige Scania-Sattelzugmaschine und der nicht minder farbig bemalte und beschriftete Tankcontainer auf dem Anhänger sind im Allerlei des heutigen bunten Transportwesens eine augenfällige Erscheinung – die Sattelzugkombination der Salzmann AG Transporte aus dem bernischen Worb ist aber nicht nur optisch auffällig, sondern wird auch für eine spezielle Aufgabe eingesetzt. Mit der Zugkombination wird verflüssigtes CO₂ transportiert, welches bei der Herstellung von recycliertem Beton eingesetzt wird. Dabei kann mit einem neuartigen Prozess, den das noch junge ETH-Spin-off Neustark entwickelt hat, die CO₂-Belastung bei der Betonproduktion aktuell um rund zehn Prozent reduziert werden.
Neustark extrahiert bei der «arabern» jenes CO₂, das während der Herstellung von Biogas aus Klärschlamm anfällt. Das CO₂, das sonst in die Atmosphäre entweichen würde, wird gesammelt, vor Ort verflüssigt (Tiefkühlung, Druck) und im Spezialtank gesammelt. Im Betonwerk wird recycliertes Betongranulat im geschlossenen System intensiv mit CO₂ behandelt, dabei wird durch Mineralisierung das Kohlendioxid unwiderruflich gebunden. Derart behandelt kann das Granulat in den Prozess der rischbetonherstellung eingeleitet werden, was die erwähnte Reduktion der CO₂-Belastung bei Frischbeton ermöglicht. Aktuell wird die CO₂-Behandlung des Granulats mittels einer mobilen Anlage durchgeführt, welche aus vier Elementen besteht. Es handelt sich um einen Container mit der Steuerungselektronik, um den Tank mit dem verflüssigten CO₂ und um zwei luftdicht geschlossene Mulden, in welchen das Granulat mit dem Treibhausgas behandelt wird.

Diese mobile Anlage ist fast dauernd auf Achse, denn der Prozess von Neustark ist bei den Betonwerken auf reges Interesse gestossen. «Die Nachfrage nach der mobilen Anlage ist gross und wir haben bereits fürs kommende Jahr einige Anfragen», erklärt Jeanne Wittwer, Sprecherin von Neustark. Das Interesse an der Anlage begründet sich damit, dass die potenziellen Kunden damit im grossen Stil ihr Material respektive ihre Betonrezeptur mit dem Neustark-Prozess testen können. «Das macht die mobile Anlage in Zukunft zur wichtigen Etappe im Verkaufsprozess», erläutert Jeanne Wittwer. Übrigens lässt sich die Granulatbehandlung nahtlos in die bestehenden Beton-Anlagen integrieren, und noch vor Ende Jahr dürfte der Neustark-Prozess erstmals stationär in Betrieb gehen.
Die Salzmann AG Transporte ist seit rund 30 Jahren der «Haustransporteur» der «ara region bern ag» und verfrachtet flüssigen und entwässerten Klärschlamm. Diese Klärschlammtransporte sind eine der Nischen, mit deren Aufträgen der Geschäftsführer und Eigentümer Lorenz Häuselmann seine aktuell 14 Lastwagen und 18 Auflieger betreibt. «Als kleiner Betrieb hat man eigentlich nur eine Zukunftschance, wenn man sich auf Spezialtransporte fokussiert.» Dabei sei es wichtig, dass sich die Nischen saisonal ergänzten. Ein weiteres Standbein sind Streusalztransporte für Werkhöfe, dazu kommen unter anderem Krantransporte, Transporte von Abrollkippern und
von Schüttgut. Die Anfrage für die CO₂-Transporte für Neustark kam vor rund zwei Jahren von der «arabern». Mit Blick auf die ökologische Ausrichtung des Neustark-Projekts sah sich Lorenz Häuselmann nach einer passenden Zugmaschine um und entschied sich schliesslich für einen Scania mit CNG-Antrieb. Diesen betankt er mit Biogas bei der Berner Energiezentrale Forsthaus, wo er das von «arabern» produzierte Biogas «zapft» und somit praktisch CO₂-neutral unterwegs ist. Neben dem Transport des verflüssigten CO₂ zur mobilen Neustark-Anlage bewerkstelligt die Salzmann AG Transporte auch den Auf- und Abbau der Anlage und die Verschiebung zwischen den Kundenstandorten. Bereits war die Anlage auch in Deutschland und in den Niederlanden im Einsatz, sodass Neustark künftig für Auslandanfragen eine
zweite mobile Anlage nicht ausschliesst.

Für die Salzmann AG Transporte gehört der sorgfältige Umgang mit den Ressourcen praktisch zum täglichen Brot. Das sieht man auch am erst im Frühling 2021 bezogenen Neubau mit LKW-Halle, Personalräumen und LKW-Waschanlage mit Bioreinigung. Zur Qualitätssicherung wird die Waschanlage ausschliesslich von einem Salzmann-Mitarbeiter bedient. Auf dem Dach des neuen Gebäudes befindet sich neben den Wärmepumpen zur Gebäudebeheizung eine Solaranlage mit 1000 m² Fläche und 195 kWp Leistung. Rund zehn Prozent des gewonnenen Stroms werden für den Eigenbedarf genutzt, die restlichen 90 Prozent nutzen die benachbarten Werkstätten der RBS oder sie werden ins Netz eingespeist. Ein Teil des Gebäudes und des überdachten Vorplatzes ist zudem vermietet.
Lorenz Häuselmann hatte die Salzmann AG Transporte 2010 gemeinsam mit seinem Vater als externe Nachfolgelösung mit fünf Lastwagen übernommen. Seither ist die Firma sukzessive gewachsen, im Schnitt pro Jahr um einen Lastwagen und einen Mitarbeiter. Für Lorenz Häuselmann, der vorher als Firmenkundenberater auf der Bank gearbeitet hatte, haben die Zahlen denn auch eine grosse Bedeutung. «Wachstum ist wichtig, aber nicht um jeden Preis», sagt er.

Zahlen spielen auch beim CNG-Lastwagen für den CO₂-Transport eine wichtige Rolle. Noch ist es eine Investition in die Zukunft, denn die Anschaffung war gegenüber einem Diesellastwagen um 15 Prozent höher und das Biogas kostet ebenfalls rund zehn Prozent mehr als Diesel. Mit der künftig reduzierten LSVA für Biogasfahrzeuge sollte sich die Bilanz im Einsatz für die CO₂-Reduktion bald auch finanziell auf die positive Seite bewegen.