Sandra Reindle: „Ich werde sehr gerne gefordert“
PERSÖNLICH Mit 30 beschloss die gelernte Coiffeuse Sandra Reindle, etwas ganz anderes zu machen, und nahm auf eigene Kosten LKW-Fahrstunden. Acht Jahre später fährt sie für die E. Bigler Transporte AG in Muri-Gümligen hauptsächlich elektrische Abfallsammler von Volvo Trucks.

«Nach gut zehn Jahren in meinem gelernten Beruf als Coiffeuse ist mir der Job ein wenig verleidet, ich musste etwas anderes machen», erzählt die heute 38-jährige Sandra Reindle aus Gümligen BE und fährt fort: «Eine uns bekannte Chauffeuse fuhr vorbei und meine Mutter sagte: Was die kann, kannst du auch!» So beschloss sie 2014, auf eigene Kosten Lastwagenführerschein und CZV-Prüfung zu machen. Ihre erste Fahreranstellung erhielt sie bei der Stadtmühle Schenk in Ostermundigen. Zwei Jahre lang war sie mit einem Dreiachser mit Siloaufbau unterwegs, um Jowa-Betriebe der Migros-Genossenschaft Aare mit losem Mehl zu beliefern. «Es hat mir Spass gemacht, es war mein erster Job allein im LKW, mit Verantwortung und unter Zeitdruck.» Gelegentlich fuhr sie auch Schlepper, denn ihr CE-Lernfahrausweis war noch gültig. «Doch dann wechselte ich den Job», so Reindle. «Und hier benötigte ich die Anhängerprüfung nicht. Ich könnte sie aber nachholen.»
Seit über fünf Jahren fährt Reindle für die E. Bigler Transporte AG Abfallsammelfahrzeuge. «Ich hatte mich spontan bei Bigler beworben. Damals war der Fahrermangel noch nicht so prekär und ich hatte ja erst zwei Jahre Berufserfahrung. Hier arbeiten nur langjährige Angestellte. Da hatte ich schon riesiges Glück, dass gerade etwas frei war.»

Kommunaler Dienstleister
Die E. Bigler Transporte AG setzt sieben Kehrichtlastwagen in verschiedensten Gemeinden rund um Muri-Gümligen zum Sammeln von Hauskehricht, Papier, Grüngut,
Glas und Metall ein. «Unsere Belader sind ganz coole Mitarbeiter, wir sind ein gutes Team und man hilft einander», schwärmt sie vom Arbeitsklima. «Ich mache es wirklich gerne. Früher dachte ich, immer in derselben Gemeinde zu fahren sei langweilig. Dabei gibt es jeden Tag neue Probleme zu lösen, neue Hindernisse zu bewältigen – oder vielleicht auch mal keine», sagt sie lachend. «Wir haben zwei elektrische Volvo Trucks FE Electric und einen Futuricum in der Flotte. Es war ein Anliegen der Gemeinde, dass ihr Kehricht möglichst mit Strom abgeführt wird. Die ersten paar Monate war fast nur ich auf diesen LKW. Zu Beginn gab es schon Skepsis und auch ich hatte grossen Respekt. Wir mussten zuerst herausfinden, wie weit welcher Ladezustand noch reicht und wie man fahren muss, um möglichst weit zu kommen. Heute wissen wir: Im Sommer reicht eine Ladung problemlos für den ganzen Tag, und im Winter hängen wir den LKW in der Mittagspause kurz ans Kabel, dann reicht es auch. Ich werde sehr gerne etwas gefordert. Das macht den Alltag spannend. Mit dem E-LKW ist die Arbeit am besten. Die Ruhe ist angenehm, auch für die Belader hinten, die
nicht den ganzen Tag dem Motorengeräusch ausgesetzt sind.»
Zu Hause kocht und backt Sandra Reindle gerne. «Ich bin auch gerne im Garten, wühle etwas im Dreck und pflanze Blumen. Ende August habe ich meine Ausbildung als
Betriebsleiterin Transport & Logistik begonnen. Wenn ich später die Möglichkeit habe, werde ich mich bestimmt auch weiterhin hinters Lenkrad setzen, vielleicht nur icht mehr ganz so oft.»