Komfort in der Maxispace-Kabine gross geschrieben
RENAULT TRUCKS T 520 IM TEST Das Topmodell von Renault Trucks kommt mit etlichen Ausstattungsneuerungen, die den Aufenthalt des Langstrecken-Chauffeurs zusätzlich verbessern sollen. Als T 520 überzeugt der schneeweisse Franzose mit hoher Effizienz und angenehmem Reisekomfort.

Nicht zuletzt der legendäre Magnum hat den Platz in der Liga begehrter Lastwagen für Renault Trucks zementiert. Das hat sich auch mit dem grundlegenden Modellwechsel 2013 nicht geändert und die Fahrzeuge aus Lyon erfreuen sich einer ungebrochenen Beliebtheit bei Chauffeuren, aber wegen ihrer Zuverlässigkeit auch bei Fuhrparkhaltern. Auf unserem Testparcours durchs Berner Mittelland und in die vorderen Jura-Täler rollen wir im schneeweissen T 520 mit Maxispace High Sleeper Cab, die sich durch ihren aus dem Magnum bekannten, motortunnelfreien Kabinenboden auszeichnet.
Mehr Individualität Für den High Sleeper bietet Renault als Alternative zur oberen Schlafliege eine zusätzliche Dachkonsole mit drei geräumigen Fächern mit gesamthaft über 220 Litern Fassungsvermögen. Die Fächer sind auch für jenes Zubehör geeignet, das den Alltag auf der Strecke respektive auf dem Rastplatz angenehmer macht. Gemeint sind Geräte wie Mikrowelle, Kaffeemaschine, Tresor usw. Eine ebenfalls interessante Neuerung ist der etwas spezielle Klapptisch, der zwischen Fahrer- und Beifahrersitz positioniert ist. Seine Klappfunktion ist praktisch, aber an sich wenig spektakulär. Jedoch bietet der Tischmechanismus ein integriertes Staufach, das mit Schaumstoff ausgekleidet Platz für ein 2er-Geschirrset bietet, wobei Letzteres natürlich bei Renault auch gekauft werden kann.
Der Fahrerarbeitsplatz im Maxispace birgt kaum Überraschungen und gefällt durch übersichtliche Anzeigen sowie griffgerecht positionierte Tasten und Hebel. Durch Umplatzieren ganzer Schaltereinheiten besteht zudem eine sinnvolle Anpassungsmöglichkeit auf individuelle Bedienungsansprüche des Fahrers.
Die knapp sechs Meter lange Zugmaschine T 520 ist mit dem DTI-13-Motor ausgestattet, der mit 382 kW Leistung zwischen 1430 und 1800 U/min aufwartet. Beim 12,8-l-Reihensechszylinder steht das füllige Drehmoment von 2550 Nm ab 1100 U/min an und bleibt bis 1430 U/min bestehen. Beim geprüften Wagen war übrigens der Power-Modus des Common-Rail-Motors ab Werk deaktiviert, zugleich war er mit einer automatischen Motorabschaltung bestückt, die nach fünf Minuten Standlauf aktiv wird.
Topografie einbinden Das automatisierte Optidriver-Getriebe verfügt über zwölf Vorwärts- und drei Rückwärtsgänge. Inzwischen lassen die elektronisch gesteuerten Schaltvorgänge kaum mehr Wünsche offen, sodass manuelle Eingriffe in die Getriebetätigkeit nur noch höchst selten wirklich nötig, geschweige denn überhaupt sinnvoll sind. Das hat sich auch auf der Testrunde bewahrheitet, wobei der weisse T 520 mit der verbrauchsoptimierten Getriebestrategie Optivision Fuel Eco bespielt war. Dabei berücksichtigt der Lastwagen die Topografie, indem er Streckendaten vom Navigationsserver der Volvo Group anzapft und diese Informationen die Schaltvorgänge und das Motormanagement beeinflussen.
Auf unserer Route äusserte sich der Einfluss von Optivision gut spürbar. Vor einer Steigung erlaubt das System dem Lastwagen, etwas Fahrt aufzunehmen, damit er die Steigung möglichst lang im obersten Gang befahren kann. Oder aber es verhindert, dass kurz vor Erreichen der Kuppe noch einmal zurückgeschaltet wird. Das Ziel ist eine möglichst wirtschaftliche und zugleich zügige Bewältigung der Fahrt. Geht es den Hang hinunter, regelt das System mit Motorbremse und Retarder den Truck automatisch auf die eingestellte Geschwindigkeit ein und nutzt die Bremsleistungen der Komponenten optimal, wie den hydraulischen Voith-Retarder mit 450 kW Bremsleistung bei 3500 U/min.
Schnell und sparsam Im Alltagsbetrieb ist die Tätigkeit von Optivision für den Fahrer oft nicht direkt zu spüren, allerdings konnten wir an mehreren Stellen des Testparcours beispielsweise die Vorbeschleunigung vor der Steigung feststellen. Oder den Tempozuwachs vor Ende des Gefälles, um Optiroll länger nutzen zu können. Im Endeffekt resultierte mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 62,9 km/h das bislang höchste Temporesultat der Teststrecke. Gleichwohl genehmigte sich der 40-Tönner mit 35,78 l/100 km einen gegenüber dem Test-Spitzenwert – er wurde allerdings bei deutlich geringerem Tempo ermittelt – nur leichten Zusatzdurst von weniger als anderthalb Litern.
Positiv aufgefallen ist der niedrige Lärmpegel in der Kabine, selbst wenn der Diesel unter Höchstlast arbeitet. Dank der luftgefederten Achsen- und Fahrerhausaufhängung wird eine hohe Absorbtion von Vibrationen und Schlägen erzielt. Und wer oft mehrere Tage ohne Unterbruch unterwegs ist, schätzt die stolperfreie Bewegungsfreiheit des flachen Bodens im High Sleeper.
Für die tägliche Wartung sind die Kontroll- und Nachfüllpunkte direkt unter der Frontabdeckung platziert. Zwei im Frontbereich integrierte, klappbare Trittstufen können als Pausenbank oder als Leiter für die Reinigung der Windschutzscheibe genutzt werden. Schliesslich ist für den Zugang zu den Komponenten im Chassisbereich eine elektrische Kippvorrichtung des Fahrerhauses erhältlich, die jedoch beim High Sleeper zum Serienumfang gehört.
Kurzimpression T 440 Ergänzend zum T 520 Maxispace High Sleeper ergab sich die kurze Gelegenheit, einen T 440 Sleeper zu fahren. Mit 323 kW und 2200 Nm ist sein DTI-13-Triebwerk zwar weniger muskulös bestückt, doch zeigt die Erfahrung, dass das Leistungsangebot in wenig kupiertem Gelände bei Weitem ausreicht. Bei ihm kommt die Optivision-Steuerung von Getriebe und Motormanagement auf der Fahrt durchs Mittelland noch etwas ausgeprägter zum Tragen. Der Arbeitsplatz ist mit dem T 520 vergleichbar, die Kabine jedoch konstruktionsbedingt etwas weniger geräumig. Insgesamt ist er zwar die etwas nüchternere Version der beiden gefahrenen T-Modelle, ohne dass er aber etwas von der Faszination einbüsst, die Renault seiner grossen Modellreihe mit auf den Weg geben konnte.