Hermann Nicca geschäftet auf 1045 Metern in vierter Generation
PERSÖNLICH Muntogna da Schons zählt mit etwa 360 Einwohnern zu den kleineren Gemeinden im Kanton Graubünden. Am oberen Rand des Dorfes Donat befindet sich die Nicca AG, die vielerlei Bedürfnisse einer Berggemeinde abdeckt – darunter Baustofftransport, Entsorgung und Winterdienst.

«Leidenschaft habe ich für jeden Bereich, ich mache alles gerne», antwortet Hermann Nicca auf die Frage, welcher seiner vielen Geschäftszweige ihm am besten gefalle, und ergänzt: «Einen Betrieb mit Leuten zu führen, das gefällt mir auch, ohne Mitarbeiter könnte ich auch nichts machen, sie sind das A und O.»

1969 geboren, absolviert er eine Lehre als Automechaniker bei der H.P. Senn AG in Chur und hängt am selben Ort eine Lehre zum Carrosseriespengler an. Nach diesen sieben Jahren kehrt er in den Familienbetrieb zurück, den er 1996 übernimmt und mit einer neuzeitlich eingerichteten Autospenglerei erweitert. 2008 eröffnet Hermann Nicca eine Filiale in Splügen. Nach der Schliessung der Poststelle in Donat wird aus dem Büro der Nicca AG ab 1. Juli 2011 auch eine Postagentur. Eine Tankstelle, ein eigenes Kieswerk (sechs Mitarbeiter) sowie eine Beteiligung am Kehrichtentsorgungsbetrieb Bossi& Nicca AG (acht Mitarbeiter) vervollständigen das Portfolio. Zum Kernteam zählen 16 Vollzeitangestellte, ein Landmaschinenmechaniker-Lehrling und drei Aushilfschauffeure im Stundenlohn.

Auch die Nicca AG spürt den Fachkräftemangel
Auf die Frage nach dem Schwierigsten im Alltag, meint er: «Das Personal ist schon herausfordernd, aber ohne läuft nichts. Im Transportsektor ist die Situation schwieriger als in der Werkstatt, im Transport komme ich ohne ausländische Mitarbeiter fast nicht aus, und das führt manchmal zu Verständigungsproblemen. Auch die ganze Technologie ist über die Jahre viel komplexer geworden, die Diagnose hat sich gewaltig verändert. Und der Markt schliesslich ist auch sehr hart, die Margen sind im Keller, für Winterdienst und Abfallentsorgung muss man Ausschreibungen für sich gewinnen. Die Fahrzeuge für den Winterdienst müssen immer bereit sein, das bedeutet einen stetigen, grossen Aufwand über Wochen hinweg.»
Hermanns Vater Leonhard Nicca ergriff 1999 die Gelegenheit, als er im Nachbardorf Andeer aus einer Konkursmasse ein Kies- und Betonwerk kaufen konnte. «Den Kunden interessiert heute nur noch, was das Material auf der Baustelle kostet. Das ganze Drumherum spielt keine Rolle. So kann ich alles aus eigenem Betrieb aus einer Hand offerieren», erklärt er. Zudem sei die Auftragslage im Tiefbau grundsätzlich konstant. «Früher rückte ich auch zum Pannendienst aus, damit habe ich aber aufgehört, weil es immer öfter nachts war und das ging einfach nicht mehr.»

Zum Ausgleich bewegt er sich gerne: Wandern, Velofahren, Skifahren, Langlaufen. «Ich habe 30 Mal am Engadiner Skimarathon teilgenommen, aber jetzt ist gut.» Und im September geht es zu Bündner Hochjagd. «Gelegentlich setze ich mich auch noch selbst ans Steuer, etwa als Ablösung im Winterdienst, weil der nicht der ARV unterliegt. Aber irgendwann muss man dann doch schlafen.»