Vier Tage lang Premieren, Innovationen, Begegnungen
BRANCHENTREFF Unter dem Motto «Hier fährt die Zukunft an» zeigte sich die Fachmesse transport.ch 2025 erneut als echter Branchentreffpunkt. Fast 30.000 Besucherinnen und Besucher erlebten die neusten Trends, Produkte und Technologien, darunter viele echte Premieren.

Fachleute, Unternehmerinnen, Mechaniker, Flottenbetreiber, Ausbildner und viele passionierte Fans nutzten die Gelegenheit, sich persönlich auszutauschen, Innovationen live zu erleben und Kontakte zu pflegen. Also same procedure like every second year? Nicht ganz, denn ein paar Änderungen gab es schon. So konnte nach mehrjähriger Bauzeit die golden schimmernde Festhalle Bern (an der Papiermühlestrasse liegend) genutzt werden, sodass wieder mehr Raum für Aussteller unter festem Dach zur Verfügung stand. Im Gegenzug dazu gab es kaum noch Aussteller auf dem Aussengelände. Die mehreren weissen Zelte, die bei der vergangenen Durchführung 2023 noch als Provisorium gedient hatten, vermisste jedenfalls niemand.
Allerdings war es ein neues Erlebnis in der auch für Konzerte und andere Veranstaltungen genutzten Festhalle mit ihren durchgehend schwarzen Wänden, die eine eigene Atmosphäre erzeugten. Hier fanden sich Marken wie DAF Trucks und Ford Trucks, einige leichte Nutzfahrzeuge, Aufbauer wie Roelli.ch und Goodyear.

Der Reifenhersteller hatte die neue Generation der Lkw-Reifenserie Kmax mitgebracht. Sie weist im Vergleich zu ihren Vorgängern einen um bis zu 13 Prozent verbesserten Rollwiderstand auf und besteht zu mindestens 40 Prozent aus nachhaltigen Materialien. Noch interessanter aber ist das im Abonnement bereitgestellte Angebot «Tires-as-a-Service». Es basiert auf dem Mobilitätskonzept «Goodyear Total Mobility» und richtet sich an Kunden, die einen Komplettservice für ihr Reifenmanagement benötigen. Dieser kombiniert die Produkte, Lösungen und Services zu einem Rundum-Sorglos-Paket und hilft so, die Zahl reifenbedingter Fahrzeugausfälle zu verringern.

Den etwas kleineren Saal im selben Gebäude – «Cube» genannt – hatte die ESA für sich in Anspruch genommen. Auf den rund 1000 m² rückte die Einkaufsorganisation für das Schweizer Auto- und Motorfahrzeuggewerbe mit ihrem Standkonzept «ESA Grand Tour» die ganze Schweiz ins Zentrum – mit all ihren Facetten, regionaler Vielfalt und den Werten, die sowohl das Land als auch die Genossenschaft prägen: Nähe, Verlässlichkeit, Partnerschaft und Nachhaltigkeit. Ihre Services und Leistungen präsentiert die ESA mit gewohnt attraktiven Messeangeboten.

Wichtige Plattform für Premieren
Für die Eröffnung der transport.ch war Scania-CEO Christian Levin angekündigt worden. Dass er nicht nur wegen des schönen Scania-Stands angereist war, wurde am ersten Messetag enthüllt. Dann stellte Scania erstmals seinen wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen-Lkw vor, der in einer Kleinserie von 20 Exemplaren nun in einen mehrjährigen Feldtest geschickt wird. Das Fahrzeug ist Teil des Scania-Pilot-Partner-Programms, das auch in der Schweiz zur Umsetzung gelangt, weshalb auch eine symbolische Schlüsselübergabe an die ersten fünf Kunden stattfand. Der erste Lkw wird an das norwegische Unternehmen Asko Norge AS übergeben. In den kommenden Monaten folgen vier Schweizer Firmen: Emmi Schweiz AG, Genossenschaft Migros Ostschweiz, Traveco Transporte AG und Retralog AG.

Eine für die Schweiz besonders wichtige Premiere war bei DAF Trucks ausgestellt: Der niederländische Hersteller erweiterte seine Produktpalette um ein 10×4-Fahrgestell, das speziell für Schwerlasteinsätze, insbesondere im Bauwesen, entwickelt wurde. Um eine hohe Nutzlast – das technische Fahrzeuggesamtgewicht wird mit 52 Tonnen angegeben – und eine hervorragende Manövrierfähigkeit zu gewährleisten, verfügt dieses neue Fünfachser-FAF-Fahrgestell über ein Tridem mit doppelt angetriebener Tandemachse und liftbarer, gelenkter Nachlaufachse. Der grosse Vorteil einer Werkslösung ist nicht nur das Qualitätsmonitoring, sondern auch die raschere Verfügbarkeit.

Roboter, E-Achse und weitere Premieren
Eine weitere «heimliche» Weltpremiere gab es am Stand von Renault Trucks zu sehen. Damit meinen wir nicht den humanoiden Roboter G1 von Unitree, der als Publikumsmagnet die Gäste begrüsste und zum beliebten Foto- und Videomotiv avancierte, sondern die neue E-Achse des Fernverkehrs-Lkw Renault Trucks T E-Tech, dank der ab 2026 Reichweiten bis 600 km möglich werden sollen. Offiziell feierte die E-Achse ihre Messepremiere zwar erst zwei Wochen später an der Solutrans in Lyon (Seite 26). Besucher der transport.ch hatten somit schon viel früher das Privileg. Gleich daneben buhlte eine weitere Weltpremiere um Aufmerksamkeit, die vor allem Aufbauer interessieren dürfte: Erstmals war ein Fahrgestell des neuen Renault Master mit Zwillingsbereifung zu sehen.

In der letzten Ausgabe berichteten wir über die Portfolio-Erweiterung der batterieelektrischen Modelle von Mercedes-Benz Trucks. So wird der eActros künftig als eActros 400 mit zwei und als eActros 600 mit drei Batteriepaketen angeboten – jeweils wahlweise als Sattelzugmaschine oder Pritschenfahrgestell, passend zu den individuellen Anforderungen an Einsatzzweck, Reichweite und Nutzlast. In Bern feierte entsprechend der neue eActros 400 seine Schweizer Premiere. Nicht weniger Aufsehen erregte aber der Actros L ProCabin Showtruck «DREAM BIG», der zusammen mit Matthias Glarner, Schwingerkönig 2016 und Markenbotschafter Mercedes-Benz Trucks, entwickelt wurde – gestaltet im Look und nach dem Feeling des persönlichen Mottos von Matthias Glarner: träume gross!
30 Mio. E-Kilometer in der Schweiz
Die grösste Erfahrung mit E-Mobilität kann Volvo Trucks aufweisen, weshalb am Stand die weltweit 250 Mio. elektrisch gefahrenen Kilometer mit Volvo Trucks seit 2019 prominent erwähnt waren. Davon wurden allein in der Schweiz 30 Mio. Kilometer abgespult – leise und lokal emissionsfrei. Im Zentrum des Standes konnte man sich im ebenfalls «Cube» genannten halb offenen Raum über die Services und Lösungen wie Volvo Connect informieren.

Auch bei Iveco (am Stand der Auto AG Truck) lag mit dem eDaily und dem S-eWay der Fokus auf emissionsfreien Antrieben.
MAN Truck & Bus präsentierte Lkw mit Elektro- und modernstem Dieselantrieb, stellvertretend für die innovativen und nachhaltigen Transportlösungen des Unternehmens. Im Zentrum der Neuerungen bei den konventionellen Dieselantrieben für MAN-Sattelzugmaschinen steht eine Reduzierung des Treibstoffverbrauchs und CO₂-Ausstosses um bis zu vier Prozent. Möglich wird das durch den hocheffizienten, komplett neu entwickelten PowerLion-Antriebsstrang mit dem neuen D30-Motor, der auf der gemeinsamen Komponentenplattform der Traton Group basiert, dem neuen MAN TipMatic 14-Getriebe und aerodynamischen Massnahmen.

Die «schweren» Brüder des eTGL – der MAN eTGX und MAN eTGS – zeigten sich fit für die Bedarfe aller relevanten Branchen, Aufbaulösungen und Transportaufgaben. Mit ihren drei, vier, fünf oder sechs modular kombinierbaren und variabel positionierbaren Batterien bieten die 18- bis 28-Tonnen-Fahrgestelle von MAN eTGX und MAN eTGS mit ihren wahlweise 333, 449 oder 544 elektrischen PS den Kunden noch mehr Flexibilität.

Beliebt bei Werkhöfen, Forst und Gärtnereien
VW Nutzfahrzeuge präsentierte den neuen Transporter Pritschenwagen mit Doppelkabine – kurz «Pritsche DoKa. Seit Jahrzehnten bewährt, ist er besonders in der Bau- und Forstwirtschaft sowie bei Gartenbaubetrieben gefragt – dank seiner robusten Bauweise und kaum vorhandener Konkurrenz. Hinter der viertüri-gen Doppelkabine erschliesst sich die 2169 mm lange und 1945 mm breite Pritsche; ihre Ladekante ist zwischen 956 und 980 mm hoch. Serienmässig mit langem Radstand, sechs Sitzplätzen und abklappbaren Alubordwänden ausgestattet, eignet sich die Pritsche DoKa ideal für den Team-Einsatz. Der neue Transporter Doppelkabine ist wahlweise erhältlich als Fahrgestell für individuelle Aufbauten oder als Pritschenwagen ab Werk.

Zur Auswahl stehen effiziente TDI-Motoren mit 81 kW (110 PS) oder 110 kW (150 PS) – letzterer auch mit optionalem Allradantrieb 4Motion und 8-Gang-Automatik. Neu ist die vollelektrische Variante in den Leistungsstufen 100 kW (136 PS), 160 kW (218 PS) sowie 210 kW (286 PS). Die Hochvoltbatterie der stets heckgetriebenen e-Transporter hat eine Kapazität von 64 kWh (netto); bauartbedingt sind alle e-Transporter mit einem 1-Gang-Automatikgetriebe ausgerüstet (siehe auch Seite 36).

Was treibt uns morgen an?
Die Zukunft der Mobilität und des Transports stand im Zentrum des Mobility Forums 2025. «Was treibt uns morgen an?» – zu dieser Frage diskutieren hochkarätige Referenten am ersten Messetag. Referate und Podiumsgespräch drehten sich um Antriebsformen, Treibstoffe und ihre Verwendungsformen sowie die Energieversorgung von morgen.
Auch nach rund 25 Jahren hat die transport.ch nichts von ihrer Attraktivität verloren. Nach wie vor zeigten zahlreiche heimische Fahrzeugbauunternehmen Schweizer Innovationen und Sonderlösungen. So setzte die Moser AG mit der neuen Generation «Moser Loadsystem Evo+» mit der einzigartigen smarten Hybridsteuerung (TIR 5-2025) einen neuen technischen Branchenstandard.
Die nächste transport.ch ist auf den 10. bis 13. November 2027 angesetzt.









