Auch Volvo Construction kann dekarbonisierte Baustelle

ELEKTRIFIZIERUNG Robert Aebi ermöglichte seinen Kunden, den neuen Volvo Radlader L120 Electric in realer Arbeitsumgebung zu testen – zusammen mit dem neuen Volvo Trucks FM Electric 8×4R, der an der Bauma 2025 Weltpremiere feierte.

Vierachskipper und Radlader haben zwei Gemeinsamkeiten: Sie arbeiten rein elektrisch, also lokal emissionsfrei, und kommen beide von Volvo.
Vierachskipper und Radlader haben zwei Gemeinsamkeiten: Sie arbeiten rein elektrisch, also lokal emissionsfrei, und kommen beide von Volvo.

Nachhaltigkeit und Elektrifizierung sind zunehmend wichtige Themen, auch in der Bauindustrie. Insbesondere der Wunsch nach umweltschonenden Lösungen und der Reduktion von Emissionen rückt immer stärker in den Fokus – auch in Ausschreibungen. So ergänzen Schritt für Schritt neue elektrische Baumaschinen das bereits breite elektrische Sortiment von Volvo Construction Equipment.

Mit einer Hubkraft von sechs Tonnen bietet sich der 20 Tonnen schwere, neu in der Schweiz erhältliche L120 Electric Radlader mit 600-Volt-Technik für eine Vielzahl von Anwendungen an. Diese reichen von Baustellen, Häfen und Logistikzentren bis hin zu Abfallwirtschaft und Recycling, Instandhaltung der städtischen Infrastruktur sowie Land- und Forstwirtschaft.

Unter der Motorhaube sind einige Komponenten direkt zugänglich. Die Batterien liegen tiefer darunter.
Unter der Motorhaube sind einige Komponenten direkt zugänglich. Die Batterien liegen tiefer darunter.

Bei den meisten leichten und mittelschweren Aufgaben kann der L120 Electric mit einer einzigen Batterieladung bis zu neun Stunden arbeiten, je nach Anwendung und Umgebung. Geladen werden kann er mit einem 165-kW-Gleichstrom-Schnellladegerät oder dem mobilen Energiespeicher PU500 von Volvo. Diese füllen den 282-kWh-Bord-Akku in 65 Minuten von 20 auf 80 Prozent. Mit einem 40-kW-Gleichstrom-Ladegerät kann der Radlader in sieben Stunden geladen werden, also beispielsweise über Nacht.

Vorteile selbst erfahren

Die Vorteile gegenüber einer konventionell angetriebenen Maschine liegen auf der Hand: Sie ermöglicht dem Anwender in emissions- und lärmempfindlichen Bereichen sowie in Innenräumen ohne zusätzliche Belüftungssysteme und ausserhalb der üblichen Arbeitszeiten zu arbeiten – dank emissionsfreier und leiserer Betriebsweise. Ein weiterer Pluspunkt: Der L120 Electric Radlader verfügt über das gleiche Hubgerüst und die gleiche Kinematik wie die Diesel-Version, sodass auch dieselben Anbauteile verwendet werden können.

Möglichst viele Gleichteile heisst, auch beim L120 Electric die AWB Schwerlast-Antriebsachse anstelle von Radnabenmotoren zu verwenden.
Möglichst viele Gleichteile heisst, auch beim L120 Electric die AWB Schwerlast-Antriebsachse anstelle von Radnabenmotoren zu verwenden.

Als Faustregel gilt, dass mit einer Kilowattstunde 10 Tonnen Material bewegt werden. Mit einer Batterieladung sind das mindestens 1000 Tonnen. Zudem läuft der Dieselmotor rund 30 Prozent im Leerlauf, während ein E-Motor dann keine Energie verbraucht. Somit zeichnet sich die Maschine durch im Schnitt 65 Prozent niedrigere Energiekosten, 30 Prozent weniger Wartungsaufwand und keine motorbezogenen Verbrauchsmaterialien (darunter viele Filter) aus. Dem gegenüber steht dafür ein rund doppelt so hoher Kaufpreis im Vergleich zur Verbrennervariante. Das klingt nach viel, ist aber deutlich weniger als bei Elektro-Lastwagen, wo der Faktor bei drei bis dreieinhalb liegt. Dass die elektrische Baumaschine die gleiche, wenn nicht sogar eine bessere Leistung als ihr Diesel-Pendant bietet, durften Kunden von Robert Aebi und Volvo Trucks Mitte Mai an den «Electric Testtagen» auf dem Werkareal der Merz Baustoff AG in Gebenstorf selbst erfahren. Merz ist seit 2023 im Besitz der Eberhard Unternehmungen. Dabei konnte festgestellt werden, dass nebst den oben genannten Vorteilen auch weniger Lärm, Vibrationen und Hitze für eine angenehmere Arbeitsbedingung sorgen.

Förderung durch die Stiftung KliK

Mit dem Programm E-Baufahrzeuge der Stiftung KliK kann für die Anschaffung von emissionsfreien, elektrisch betriebenen Baumaschinen eine Förderung beantragt werden. Diese erfolgt bis 2030 in Form eines jährlichen Betriebsbeitrags (ab Inbetriebnahme). Wichtig dabei ist, dass die Anmeldung vor der Maschinenbestellung erfolgen muss.

Neben dem L120 Electric werden auch der L90 Electric und der Mobilbagger EWR150 Electric in den nächsten Monaten erhältlich sein.

Volvo FM Elektro-Vierachser

Eine weitere Premiere an den «Electric Testtagen» feierte der brandneue Volvo Trucks FM Electric 8×4R, der auch auf der Strasse ausprobiert werden durfte. Wir nutzten die Gelegenheit für einen kurzen Ausritt nach Turgi, einem anliegenden Dorf. Der neue Standard-Vierachser mit Tridem-Hinterachsaufhängung war in dieser Konfiguration mit 4900 mm Radstand, hohem Fahrgestell und sechs Traktionsbatterien ausgestattet, also mit der grösstmöglichen Batteriekapazität von 540 kWh. Verbaut sind drei E-Motoren mit gesamthaft 490 kW Leistung (666 PS). Ihr maximales Drehmoment von 2400 Nm wird über ein 12-Gang-I-Shift-Getriebe an die Antriebsräder der Tandemantriebsachse übertragen.

Erstmals konnte auch der neue Volvo FM Electric Vierachser mit Tridem-Hinterachsaufhängung und lenkbarer Nachlaufachse gefahren werden.
Erstmals konnte auch der neue Volvo FM Electric Vierachser mit Tridem-Hinterachsaufhängung und lenkbarer Nachlaufachse gefahren werden.

Das Gesamtzuggewicht liegt bei 32 t, das technische Gesamtgewicht bei 36 t. Gegenüber dem Diesel-Vierachser fällt die Nutzlast mit 24.440 kg bei einem Leergewicht von 11.560 kg etwa zwei Tonnen geringer aus. Ein Nachteil, der beispielsweise mit dem gewichtsoptimierten Moser-Kipper, mit dem das Demofahrzeug ausgestattet war, etwas kompensiert werden kann.

Obschon bei E-Motoren das höchste Drehmoment bereits ab Start anliegt, fährt der FM Electric entspannt und ruhig los. Dies liegt auch daran, dass das Energiemanagement dieses Fahrzeugs auf Reichweite optimiert wurde. Erhöht wird der Komfort durch die feine Dosierbarkeit des Fahrpedals und überhaupt durch die Ruhe in der Kabine.

Dank der elektrohydraulisch gelenkten Nachlaufachse mit 10-t-Achslast misst der Wendekreis 21,4 m. Diesen 11,06 Meter langen Lkw durch die teils engen Kurven und Kreisel zu lenken, wurde so selbst für ungeübte Gelegenheitsfahrer zum Riesenspass.

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