Delegiertenversammlung: Hochzeit, Nostalgie und weisser Rauch
BRANCHENVERBAND Am 5. Juni 2025 lud carrosserie suisse seine Delegierten zur Versammlung am Lago Maggiore ein. Im PalaCinema in Locarno hiessen sie die Sektion Genf offiziell im nationalen Verband willkommen.

Grande assemblea in Locarno! Der Fahrzeugbau- und Carrosseriereparatur-Branchenverband lud dieses Jahr im Süden der Schweiz zur Delegiertenversammlung. 70 Delegierte von carrosserie suisse sowie weitere geladene Gäste fanden sich am Donnerstagvormittag, 5. Juni, unmittelbar neben einem der landesweit bekanntesten Festivalplätzen, der Piazza Grande, zur jährlichen Versammlung ein.

Nach dem geselligen Apéro und einer musikalischen Einlage des Duos Marina Kaufmann und Adrian Gehri mit Tessiner Volksliedern, hiess Zentralpräsident Felix Wyss alle herzlich willkommen. In seiner Ansprache nahm der Betriebsinhaber Bezug auf die letztjährige Referendumsabstimmung: «Das Volk lehnte die Abstimmung zum Ausbau von Nationalstrassen im vergangenen Jahr ab. Für mich als Carrossier ist dies positiv, denn ohne Stau sind Fahrzeuge schneller unterwegs und solche Schäden sind dann meist Totalschäden, was ich nicht reparieren kann.» Ebenso rief er dazu auf, sich als Betrieb der Nachhaltigkeit zu verschreiben.

Delegiertenversammlung mit dem höchsten Politiker aus Locarno
Wie üblich an der Delegiertenversammlung überliess carrosserie suisse auch in Locarno dem Präsidenten der regionalen Sektion zu Beginn der Veranstaltung das Rednerpult für eine persönliche Botschaft. Damiano Crivelli zeigte sich erfreut darüber, die Versammlung im Tessin begrüssen zu dürfen: «Es ist uns eine Ehre, euch alle hier zu wissen. Im Tessin sind gewisse Dinge manchmal etwas spezieller als im Rest der Schweiz. Fahrzeuge etwa sind ein persönliches Gut, man liebt sein Auto, manche sind darin sogar zwischenzeitlich zu Hause.»
Ebenso als fixer Programmpunkt eingeplant war das Grusswort einer politischen Grösse aus der Region. So durften die Versammelten auch den Ausführungen von Nicola Pini, dem Bürgermeister von Locarno lauschen: «Ich danke Ihnen im Namen des ganzen Tessins für Ihr Engagement insbesondere in der Ausbildung von jungen Fachkräften.»

Bienvenue nach Genf
Vereint in die Zukunft! Die Delegiertenversammlung bot Platz für die offizielle Aufnahme der Sektion Genf per 1. Januar 2026. Diese wirkte bisher autonom. Die Führung von carrosserie suisse informierte die über 120 Anwesenden über den erfreulichen Zuzug unter das Dach des nationalen Branchenverbandes. «Wir freuen uns auf ein konstruktives Miteinander unter dem Dach des nationalen Verbandes», so Philippe Gillabert, Präsidenten der Sektion Genf, ans Plenum gewandt. Somit ist carrosserie suisse ab Januar 2026 regional mit 13 Sektionen organisiert und verankert.
Nachdem die Genfer Mitgliederbetriebe dem Beitritt zum nationalen Verband an ihrer GV im September 2024 zugestimmt hatten, folgte im Dezember die Zustimmung durch den Zentralvorstand von carrosserie suisse.
GAV und Bildungsfonds
Wirken nach allgemein geltenden Richtlinien. Das ist die zentrale Basis, welche einem Gesamtarbeitsvertrag zugrunde liegt. Jener des Carrosserie- und Fahrzeugbaugewerbes hat in der aktuellen Form noch bis Ende Jahr Gültigkeit. Die Verantwortlichen von carrosserie suisse informierten die Versammlung über den aktuellen Stand der Verhandlungen für die neue Version, welche weitere drei Jahre allgemeine Gültigkeit besitzen soll. Dazu befragte Daniel Röschli, Direktor von carrosserie suisse, im kleinen Podiumsgespräch Martin Leiser, welcher als Präsident der Wirtschaftskommission den Verhandlungen jeweils beiwohnt.

Ebenso zur Sprache kam der geplante Bildungsfonds. Die Finanzierung der Bildungsleistungen des Branchenverbandes soll in Zukunft vom GAV abgekoppelt und somit langfristig gesichert werden. Dazu wird ein eigener Bildungsfonds gegründet, der von der gesamten Branche getragen wird. Dieser Fonds ermöglicht eine gezielte und nachhaltige Förderung der Aus- und Weiterbildung innerhalb der Carrosseriebranche. Durch die gemeinsame Finanzierung wird die Verantwortung für die Fachkräftesicherung solidarisch auf alle Betriebe verteilt. Ziel ist die Einführung des Bildungsfonds per 1. Januar 2026.

Ein Vorschlag, welcher unter den Delegierten in Locarno knapp keine Mehrheit fand, betraf die Rezertifizierungen für Mitglieder von carrosserie suisse. Der Branchenverband unterzieht Mitgliederbetriebe alle fünf Jahre der Kontrolle, ob sie das Qualitätssiegel carrosserie suisse nach wie vor tragen dürfen. Durch den Prozess stellt der Branchenverband sicher, dass Mitgliederbetriebe den vom Verband vorgegebenen Standard erfüllen. Diese Rezertifizierung wollte die Führungsebene mit Kontrollintervallen anderer Labels in Einklang bringen.

Weisser Rauch an der Delegiertenversammlung
Ein Hauch Vatikan strömte an diesem Donnerstagmorgen ebenso durch die Sitzreihen im Kinosaal. Fabian Eugster, Betriebsinhaber aus Thal SG, wurde für den abtretenden Sven Kammer als künftiger Präsident in die Reparaturkommission aufgenommen. Nun gaben ihm die Delegierten grünes Licht als Mitglied der Geschäftsleitung von carrosserie suisse. Dazu liess der Verband zur Erheiterung aller ein Video mit einem Schornstein im Vatikan abspielen, aus dem wie bei einer Papstwahl weisser Rauch aufstieg. Das Präsidium der Reparaturkommission übernimmt Fabian Eugster ab Januar 2026.

100 Jahre Geschichte gedruckt
Zum Abschluss der Delegiertenversammlung kehrte noch etwas Nostalgie ein im PalaCinema. Ruedi Wenger, Ehrenpräsident der Sektion Nordwestschweiz, produzierte zum 100-jährigen Jubiläum von carrosserie suisse Nordwestschweiz ein Buch zur Historie. Die Entstehung und Hintergründe seit 1919 sind darin festgehalten, auf dem Cover prangt unter anderem ein gelber Monteverdi Berlinetta 1972. Ruedi Wenger präsentierte das kostenpflichtig erhältliche Buch voller Stolz: «Ein solches Buch zusammenzustellen, hatte seinen Reiz – schliesslich stand ich der Sektion Nordwestschweiz 31 Jahre lang als Präsident vor. So entstand nun eine farbige Präsentation unserer Sektionsgeschichte und unserer Mitglieder.»

Auch dankte carrosserie suisse zwei Persönlichkeiten für ihr langjähriges Engagement im Verband. Zum einen tritt Guy Romanens als Präsident der Sektion Fribourg zurück, zum anderen verlässt Zentralsekretärin Brigitte Deppeler die Geschäftsstelle. Sie tritt ihre Pension an.