Erste LNG-Tankstellen, aber Lidl will fossilfrei

ALTERNATIVE ANTRIEBE Ende Juni wurden bei Lidl in Weinfelden und Payerne die ersten zwei LNG-Tankstellen der Schweiz eröffnet. Dabei wurde zugleich erklärt, wenn möglich bald auf Biogas (LBG) umzusteigen. Dieses soll aus Ab­fällen in der Schweiz selber produziert werden und einen fossilfreien Kreislauf ermöglichen.

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Feierliche Zeremonie zur Eröffnung der ersten von zwei LNG-Tankstellen (v.l.): Georg Kröll (Lidl), Ständerat Roland Eberle, Ständerat Damian Müller und der Thurgauer Regierungsrat Walter Schönholzer.

Es ist eine ambitiöse Vorlage, wenn Lidl Schweiz bis im Jahr 2030 fossilfrei werden will. Darunter fällt auch die Transportlogistik, für die mit der Umstellung auf verflüssigtes Erdgas (LNG) in diesen Tagen der erste Schritt gemacht wurde. Am Lidl-Hauptsitz in Weinfelden wurde der vor knapp einem Jahr angekündigte Einstieg auf LNG mit der Einweihung der dazu nötigen Tankstelle eingeläutet. Dabei handelt es sich um die erste LNG-Tankstelle überhaupt in der Schweiz, eine zweite Zapfsäule im Raum Payerne wurde zeitgleich in Betrieb genommen. Finanziert wird die Tankstelleninfrastruktur gemeinsam von der Transportunternehmung Krummen Kerzers und Lidl Schweiz, betrieben werden die Gastankanlagen von Krummen. Die Transportleistungen werden, neben Krummen, auch von den Lidl-Partnern KMT AG und der zur Schöni-Gruppe gehörenden Thurtrans genutzt.

Die Säulen sind nur halböffentlich, wie Sabine Rapold, Projektleiterin bei Lidl, erklärt. Interessierte «fremde» Unternehmer erhalten auch Zugang, wenn sie die nötige Ausbildung im Umgang mit der Tankanlage nachweisen. Diese Vorsichtsmassnahme liegt darin begründet, dass LNG auf minus 160 Grad heruntergekühlt ist, sodass bei unsachgemässer Handhabung grosse Verletzungsgefahr besteht.

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LNG-Projektleiterin Sabine Rapold betankt einen Lastwagen symbolisch mit dem neuen, emissionsreduzierten Treibstoff.

Kreislauf schaffen
Das verflüssigte Erdgas bringt den Vorteil, dass es deutlich sauberer verbrennt als Diesel, mit entsprechend verringerten Emissionen. Der CO2-Ausstoss liegt um 15 Prozent tiefer, Stickoxide werden um 35 Prozent und Feinstaub gar um 95 Prozent reduziert. Da LNG aber unverhältnismässig hoch besteuert ist, heben ökonomische Überlegungen die ökologischen Faktoren auf. «Hier ist die Politik gefordert», meinte Georg Kröll, CEO von Lidl Schweiz, unterstützt von weiteren Rednern. Einen ersten Schritt in diese Richtung tätigte übrigens die Urek des Nationalrats Ende Juni. Anlässlich der feierlichen Zeremonie kündigte Kröll bereits die nächste Stufe in Sachen Flüssiggasentwicklung an: LBG. Das Kürzel steht für Liquified Bio Gas. Anders als das fossile LNG wird LBG aus Abfallstoffen (Kategorie K2) gewonnen, die man nicht mehr für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion verwenden kann. Eine lokale Biogasproduktion würde den CO2-Ausstoss gegenüber Diesel bei konservativer Kalkulation um rund 80 Prozent senken. Für dieses Forschungsprojekt arbeitet Lidl mit dem Bundesamt für Energie, dem Forschungsfonds der Gas­industrie und der Technischen Hochschule Rapperswil SG zusammen. Dabei geht es um die wissenschaftliche Analyse des Treibstoffs und der Auswirkungen auf die Motoren und Fahrzeuge. Ziel ist, LBG möglichst rasch auch ökonomisch tragbar zu machen. «LNG ist daher für uns nur die Übergangsphase zu LBG», sagt Georg Kröll.

Einen solchen fossilfreien Kreislauf hat Carrefour im Raum Paris erprobt und plant nun die Ausweitung der Technologie in Frankreich. Lidl Schweiz würde mit der LBG-Technik die gleiche CO2-effiziente Richtung einschlagen. Dass das eigene Abfallvolumen für eine volle Produktion aber zu gering ist, lässt Raum für Kooperationen. Oder, wie Georg Kröll in Bezug auf die LNG-Tankstellen meinte: «Neue Lösungen benötigen gute Teamarbeit.»

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Die ersten LNG-Tankstellen in der Schweiz wurden bei Lidl Schweiz erstellt.
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