News und Fachgespräche bei Sommerwetter an der BUSWiN 2025
HAUSMESSE Wie immer anfangs Juli lud die Daimler Buses Schweiz AG in Winterthur zu ihrer Hausmesse BUSWiN ein. Wir unterhielten uns mit Dirk Schmelzer, seit Mai 2025 Geschäftsführer und somit Nachfolger von Frank Scherhag, der nach zwölf Jahren als CEO in den Ruhestand getreten ist.

Auch dieses Jahr präsentierte sich die Daimler Buses Schweiz AG von ihrer besten Seite. Das grosszügige Areal wurde geziert von neuen Setra- und Mercedes-Benz-Reisebussen sowie vollelektrischen Stadtbussen. Diverse Fachvorträge, unter anderem mit dem neuen Geschäftsführer Dirk Schmelzer, und persönliche Gespräche mit verschiedenen Mitarbeitern, eröffneten spannende Themen aus der Buswelt. Natürlich wurden die Besucher der BUSWiN 2025 an einem grosszügigen Buffet mit Speis und Trank verwöhnt.

Dirk Schmelzer, der neue CEO
Am 1. Mai 2025 übernahm Dirk Schmelzer als neuer Geschäftsführer von Daimler Buses Schweiz AG. Seit 35 Jahren ist der gebürtige Dortmunder im Daimler-Konzern tätig. Nach verschiedenen Positionen in der Truck-Branche leitete er in den vergangenen sechs Jahren als CEO EvoBus Österreich/Tschechien. Schmelzer sagt über sich selbst, dass nebst seiner Familie auch seine Arbeit bei Daimler einen sehr hohen Stellenwert in seinem Leben hat: «Schliesslich bauen wir Produkte, die die Welt braucht!» Weiter meint er, dass es wichtig sei, die Lieferfristen der Fahrzeuge einhalten zu können. «Die Dienstleistungen und die Verfügbarkeit der Busse müssen die Erwartungen unserer Kunden erfüllen. Wir müssen kritisch bleiben und uns stetig verbessern.»
Busmarkt auf Erholungskurs
In der Schweiz hat sich die Busbranche von der Covid19-Krise erholt, und die Nachfrage nach Bussen ist in den letzten Jahren wieder gestiegen. 75 Prozent der bestellten Stadtbusse sind heute vollelektrisch. Zu dieser hohen Quote trägt die Schweizer Politik bei. Während in Deutschland und Österreich in vielen Städten das Geld fehlt, ist die finanzielle Unterstützung von Schweizer Städten und Gemeinden für die Linienbus-Elektrifizierung deutlich höher.
«Wir werden nicht die billigsten sein, also müssen wir die besten sein», so Dirk Schmelzer. Denn die Busproduktion in Westeuropa sei viel teurer als jene in Osteuropa oder China. Daher sei die Qualität ein wichtiger Punkt bei Daimler Buses. Aufgrund der hohen Nachfrage sind die Produktionsstätten derzeit voll ausgelastet. Dies führt unwillkürlich zu längeren Lieferzeiten, was sich wiederum negativ auf den Verkauf auswirkt. «Wenn Kunden an Busse denken, müssen sie als Erstes an uns denken», fügt Schmelzer hinzu.

Der Schwerpunkt bei Daimler Bussen wird zukünftig vermehrt bei emissionsarmen Fahrzeugen liegen. 2030 sollen ungefähr 30 Prozent der Neufahrzeuge noch mit Diesel betrieben und 70 Prozent batterieelektrisch unterwegs sein. Bereits heute ist der eCitaro fuel cell mit Brennstoffzellen-Range-Extender erhältlich. Die Serienversion des batterieelektrischen Überlandbusses eIntouro feiert ihre Weltpremiere Anfang Oktober auf der diesjährigen Busworld Europe in Brüssel. 2028/29 soll ein neuer eCitaro auf den Markt kommen und etwa 2029/30 ein vollelektrischer Reisebus präsentiert werden. Alle aktuellen Dieselbusse sind nun auch für HVO-Diesel (Hydrotreated Vegetable Oil) freigegeben. Dazu Dirk Schmelzer: «Wir müssen beide Wege gehen, sowohl vollelektrisch als auch mit Wasserstoff. Aber auch der Diesel wird nach wie vor wichtig sein.»
E-Services ausgebaut
Mit der Elektrifizierung gewinnt auch die Diskussion über gebrauchte Energiespeicher an Gewicht. Daimler Buses strebt mit der Aufbereitung und dem Austausch von Batterien eine langfristige und damit nachhaltige Verwendung im Fahrzeug an.
Wie alle Batterien verlieren auch jene in E-Bussen bei intensiver Nutzung über die Jahre an Kapazität. Der Hersteller bereitet bei Bedarf ab sofort NMC1-Batterien der ersten Generation wieder auf, wodurch die elektrische Reichweite der Busse nochmals deutlich erhöht wird. Zukünftig soll das sogenannte «Rework»-Angebot auch auf NMC2- und NMC3-Batterien ausgeweitet werden.

Zudem tauscht Daimler Buses in Abhängigkeit von der geplanten Einsatzdauer des Kunden ab 2026 auch Batterien aller Vorgängergenerationen (NMC1 bis NMC3) mit der neuesten NMC4-Technologie aus, was mit der Kapazitätssteigerung auch grössere Reichweiten der bestehenden E-Busse gegenüber ihrer Inbetriebsetzung ermöglicht. Eine Besonderheit dabei: In Abhängigkeit von der Fahrzeugkonfiguration und der ursprünglichen Batteriegeneration kann es sein, dass bei gleicher oder höherer Gesamtkapazität der NMC4-Batterien weniger Batterien benötigt werden.
Daimler Buses wird die Aufbereitung und den Batterietausch auf die neue NMC4-Generation auch für sein Gebrauchtfahrzeug-Angebot im «BusStore» nutzen. Kunden können somit gebrauchte E-Busse mit sehr hoher Batteriekapazität oder der neuesten Batterietechnologie erwerben.

Sinos Flotten-Software
Auch die Ladeinfrastruktur spielt bei der Elektrifizierung eine grosse Rolle. Mit «Turnkey Solution» bietet Daimler Buses Komplettlösungen für den Umstieg auf alternative Antriebe an (TIR 7/8-2024). Diese reichen nebst dem Kauf der Fahrzeuge von der Planung bis zur Realisierung der Ladeinfrastruktur. Turnkey Solution wird nun seit Neuestem ergänzt durch Dienstleistungen der Sinos GmbH in Regensburg, an der Daimler Buses mit 49 Prozent beteiligt ist. Eine enge Zusammenarbeit besteht bereits seit 2022.
Sinos ist auf Softwarelösungen rund um den Betrieb von elektrifizierten Stadtbusflotten spezialisiert, welche die bestehenden digitalen Services von Daimler Buses ergänzen. Mit dem intelligenten Lademanagement können E-Busse zum Beispiel dann geladen werden, wenn die Stromnetzbelastung gering und der Strom günstiger ist. Sinos ermöglicht auch die Digitalisierung und Visualisierung von Depots samt Tankstellen und Waschstrassen, inklusive Stellplatzbestimmung auf dem Betriebshof. Dies soll Betreibern bei der Optimierung ihrer Prozesse helfen. Für die Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn (SZU) hat Daimler Buses Schweiz AG eine grosse Ausschreibung gewonnen. Sinos ist dabei verantwortlich für das gesamte Lademanagement.