Auf Tour mit dem Tourismo Safety Coach 2024
REISEBUSSE Nachdem wir bereits Ende 2024 mit der sechsten Generation des Mercedes-Benz Tourismo Safety Coach von Winterthur aus auf die Schwägalp fahren durften, folgten nun weitere 400 km vom ADAC Fahrsicherheitszentrum Berlin-Brandenburg in Linthe (D) über Bremen nach Prag (CZ).

Der Tag beginnt mit verschiedenen Tests im ADAC-Fahrsicherheitszentrum Berlin-Brandenburg. Sascha Böhnke, Bus-&-Coach-Jury-Kollege aus Deutschland, wirkt hier nebst seiner journalistischen Tätigkeit auch als Fahrtrainer und verfügt über eine eigene Ausrüstung für Bremstests. Der auf das zulässige Betriebsgewicht ausgelastete Car hält Saschas Prüfung stand, was das hohe Sicherheitsniveau des Tourismo Safety Coach 2024 bestätigt.
«Sicherheit hat bei Daimler Buses stets höchste Priorität», kommentiert Till Oberwörder, CEO Daimler Buses. «Der Safety Coach, in dem wir jeweils den aktuellsten Stand der Sicherheitstechnik für Omnibusse abbilden, hat bei uns eine lange Tradition.» Die nunmehr sechste Generation wartet mit der bislang grössten Anzahl an Sicherheits- und Assistenzsystemen auf und erfüllt nicht nur den gesetzlich vorgegebenen Sicherheitsstandard, sondern übertrifft ihn bei weitem.

Gute 40 Jahre Sicherheitsgeschichte
Bereits in den 1980er-Jahren beweist Mercedes-Benz in ersten Überrolltests die Festigkeit seiner Karosserien. Auch das Antiblockiersystem ABS wird in dieser Zeit eingeführt. 1986 kommt die Antriebs-Schlupf-Regelung ASR dazu. 1997 wird das elektronische Bremssystem EBS eingeführt, das die Voraussetzung für die heutigen elektronikbasierten Sicherheits- und Assistenzsysteme schafft. Kurze Zeit später folgen Xenon-Scheinwerfer und der Rückfahr-Pilot in den Aussenspiegeln.
2002 führt Mercedes-Benz als Sonderwunsch das elektronische Stabilitätsprogramm ESP ein, das schon nach einem Jahr im Travego, zusammen mit dem Bremsassistent BA zur Serienausstattung gehört. 2004 feiern mit der Studie «Innovationsträger Travego» drei neue Sicherheitssysteme Weltpremiere: Abstandsregeltempomat, Spurassistent und Dauerbrems-Limiter. Diese Assistenten werden für den 2006 präsentierten ersten Safety Coach übernommen.
Rasch schreitet die Entwicklung voran, und bereits 2009 wird der Safety Coach mit dem Active Brake Assist (Notbremsassistent) ausgestattet. Dieser erkennt die akute Gefahr eines Auffahrunfalls auf ein langsam vorausfahrendes Fahrzeug und leitet nach Durchlaufen einer Warnkaskade eine Vollbremsung ein. Gleichzeitig führt Mercedes-Benz den Front Collison Guard ein, ein passives Sicherheitssystem zum Schutz von Fahrer und Begleiter bei einer Frontalkollision.

2013 verbaut Mercedes-Benz im Safety Coach Travego Edition 1 bereits die zweite Generation des Active Brake Assist (ABA 2). Dieser erkennt neu auch stehende Hindernisse (Beispiel Stauende) und löst eine Teilbremsung aus. Neu ist auch der Attention Assist. Er schliesst aus Parametern wie Lenkwinkel, Geschwindigkeit, Längs- und Querbeschleunigung, Fahrtdauer, Bediensignalen und Fahrerwechsel auf die Aufmerksamkeit des Fahrers und fordert ihn bei Bedarf zu einer Pause auf. Neu ist auch das Multifunktionslenkrad, über dessen Tastatur diverse Menüfunktionen abgerufen werden können.
Das ebenfalls neue, voll automatisierte 8-Gang-Omnibusgetriebe MB GO 250-8 PowerShift wird über einen Lenkstockhebel bedient. Ausserdem profitiert der Fahrer von einem Kriechmodus analog zu Wandler-Automatikgetriebe. Allein mit dem Betätigen des Bremspedals kann so feinfühlig rangiert werden. LED-Beleuchtung und Reifendruckkontrollsystem sind als Option erhältlich.
Nur ein Jahr später (2014) führt Mercedes-Benz bei seinen Omnibussen den Active Brake Assist 3 ein. Dieser kann nun selbstständig eine Vollbremsung auf stehende Hindernisse auslösen. So können Auffahrunfälle gänzlich vermieden werden. Im Laufe des Jahres kommt die Predictive Powertrain Control dazu. Der vorausschauende Tempomat berücksichtigt auf Basis dreidimensionaler Kartendaten die Topografie sämtlicher Fernstrassen und Autobahnen. Das spart spürbar Treibstoff und entlastet den Fahrer.
Neuer Safety Coach für neue Baureihe
2018 löst der Tourismo den Travego ab. Dessen Safety Coach setzt die grosse Tradition der sichersten Reisebusse fort. Mit dem Active Brake Assist 4 löst erstmals ein Notbremsassistent in einem Reisebus ein Bremsmanöver bei Fussgängern aus. Der ebenfalls neue Sideguard Assist warnt beim Abbiegen nach rechts vor Fussgängern, Radfahrern oder stationären Hindernissen. Gleichzeitig dient er als Spurwechsel-Hilfe beim Fahrbahnwechsel nach rechts oder bei Überholmanövern. Eine Umfeldbeleuchtung bei Rückwärtsfahrt erleichtert dem Lenkenden das Rangieren bei Dunkelheit.

In der aktuellen Version 2024 deckt der Active Brake Assist 6 mit der erweiterten Erkennung von sich bewegenden Fussgängern und Radfahrern (selbst in Autobahnkurven) mehr als die gesetzlich geforderten Funktionen für Notbremsassistenten ab. Der Sideguard Assist 2, der Abbiegeassistent der zweiten Generation, deckt zudem auch die Fahrerseite ab. Zusammen mit dem neuen Frontguard Assist, der den Bereich unmittelbar vor dem Fahrzeug überwacht, ergibt sich ein komplettes Warnsystem vor Hindernissen und Personen seitlich und vor dem Reisebus. Der Verkehrszeichenassistent Traffic Sign Assist, der den Fahrer vor überhöhter Geschwindigkeit warnt, ist eine weitere Neuheit im Paket.
Fahrerlebnis im Tourismo Safety Coach 2024
Zusammen mit vielen weiteren komfortablen Ausstattungsmerkmalen wird das Fahren dieses Busses zum Vergnügen – und trotz viel Verkehrs rund um Berlin zum Kinderspiel. Nur schon zu wissen, dass die Sicherheitssysteme eingreifen, wenn wir etwas übersehen, gibt uns ein angenehmes Sicherheitsgefühl. Hervorzuheben ist auch das MirrorCam-Kamerasystem mit seiner guten Bildqualität auf den Displays. Die Armaturen sind übersichtlich, sodass auch Fahrer von Fremdmarken sich sofort zurechtfinden. Das Lenkverhalten ist sehr angenehm, der Widerstand des Lenkrads ist stärker als bei anderen Herstellern – eine Gewöhnungs- und Geschmacksache.

Die Fahrt auf der Autobahn verläuft völlig entspannt und der auf 18 Tonnen ausgelastete Tourismo rollt fast lautlos dahin. Die 456 PS (335 kW) reichen vollkommen aus für den zweiachsigen Reisebus. Das GO 250-8 Powershift schaltet in unseren Augen eher gemächlich und verliert in den Steigungen ziemlich schnell an Kraft und Durchzug. Andererseits trägt dies sicher auch zum Komfort der Fahrgäste bei.
In Dresden muss der Bus für unsere Fotoshootings einige Male an engen Stellen gewendet werden, was der geringe Wendekreis von 21,6 m zulässt. Kurz nach der tschechischen Grenze meldet uns das Navigationssystem einen Stau auf der Autobahn vor uns. Doch auch die Fahrt durch kleine und enge Dörfchen auf der Ausweichroute wird mit all den Assistenten und der eigenen Erfahrung als praktizierende Busfahrerin zum Kinderspiel. Im Daimler Buses Servicecenter in Prag endet unsere rund 400 km lange Fahrt, die noch viel länger hätte dauern können. Denn Dank der vielen Assistenzsysteme und des Komforts auch hinter dem Lenkrad ist man nach ein paar hundert Kilometern – selbst auf diesen löchrigen Strassen mit ihrem unebenen Strassenbelag – immer noch fit.