Drei Reisebusse im Vergleich: Coach Euro Test 2025 in Modena
GRUPPENTEST Anfang September 2025 traf sich die internationale Jury Bus & Coach of the Year in Modena (I) zum zweijährlichen Coach-Test. Drei erstklassige, aber sehr unterschiedliche Reisebusse stellten sich den Herausforderungen auf 426 Kilometern.

Neoplan Skyliner: beeindruckender Doppeldecker
Der Neoplan Skyliner besticht am Coach Euro Test 2025 durch seinen Retro-Look in Hellbeige und ein angenehmes Ambiente im Fahrgastraum. Während die untere Etage eines Doppeldeckers konstruktionsbedingt etwas enger wirkt, überrascht das Oberdeck mit Helligkeit und Grosszügigkeit. Dank der Milchglaswand an der Treppe und der «Skylight»-Fensterreihe über den Seitenscheiben strömt viel Licht herein und bietet eine erweiterte Sicht. Vier Klimaanlagen sorgen für optimale Temperatur.

Der Fahrerplatz ist einladend und übersichtlich gestaltet, Lenkrad- und Sitzposition sind einfach einstellbar. Der Antriebsstrang mit 520 PS und perfektem Schaltverhalten erfüllt die Erwartungen; störende Geräusche sind nicht wahrnehmbar. Einziger Kritikpunkt ist die fehlende Fünferschritt-Option beim Tempomat. Im hinteren Fahrgastraum waren auf schlechten Strassen mehr Vibrationen zu spüren als beim Setra. Dennoch ist der Neoplan Skyliner ein Reisebus, der auf langen Fahrten sowohl Fahrgäste als auch Fahrer begeistert.

Der Neoplan Skyliner debütiert als topmoderne «Auwärter-Edition» zum 85. Geburtstag von Konrad Auwärter und zum 90-jährigen Markenjubiläum. Die limitierte Edition von 30 Exemplaren kombiniert Retro-Design mit modernster Technik: An Bord finden sich ein digitales Cockpit, SmartSelect und erweiterte Assistenzsysteme wie MAN SafeStop Assist und Lane Return Assist. Angetrieben wird der Bus vom weiterentwickelten MAN D26-Motor mit GPS-gestütztem Tempomat EfficientCruise 3. Die Edition bietet grosszügigen Innenraum mit L-Küche, grosser Toilette und viel Stauraum, hochwertige Materialien und Details aus der Neoplan-Individual-Kollektion. Das Cockpit setzt neue Massstäbe in Ergonomie und Bedienung, ergänzt durch die Multimediaanlage MMC Advanced und das OptiView-Spiegelersatzsystem. Zu den Neuerungen zählen Abbiege- und Spurwechselhilfe, ISA (Intelligent Speed Assistance, die den Fahrer dabei unterstützt, die zulässige Höchstgeschwindigkeit einzuhalten), Kollisionswarner/EBA+ mit Fussgängererkennung sowie SafeStop Assist zum kontrollierten Abbremsen. Der Skyliner bietet in der Reiseversion bis zu 83 Sitzplätze (96 in der Express-Version) und über 11 m³ Gepäckraum; zwei Rollstuhlplätze im Unterdeck sind möglich.

Setra S 516 HDH: «Rolls-Royce» unter den Reisebussen
Der Setra Reisebus wird von Fahrern oft als «Rolls-Royce» der Reisebusse bezeichnet. Der Fahrerplatz ist nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch praktisch und übersichtlich. Der Setra fährt wie auf Schienen, Stösse werden hervorragend abgefedert, und störende Geräusche sind im gesamten Bus kaum wahrnehmbar.

Einzig das Getriebe zeigte sich etwas träge, mit relativ langen Schaltvorgängen. Bei langsamer Geschwindigkeit, z.B. beim Einfahren in einen Kreisverkehr, kommt das Fahrzeug fast zum Stillstand. Dies fällt jedoch im Personentransport weniger ins Gewicht als im Güterverkehr. Dafür überzeugen die zahlreichen Sicherheitssysteme, die bereits heutige Vorschriften übertreffen. Das elegante Äussere und Innere des dreiachsigen Reisebusses lädt zu langen Reisen ein. Klimatisierung und Beleuchtung sind äusserst fahrgastfreundlich. Die kleine Stufe zur hintersten Sitzreihe war etwas zu spärlich beleuchtet. Die grossen Staufächer bieten viel Platz für Gepäck.

Die Lackierung in Arktisgrün-Metallic steht dem Testbus Setra TopClass S 516 HDH gut. Seine inneren Werte, insbesondere im Bereich Sicherheit, setzen hohe Massstäbe. Mit Notbremsassistent Active Brake Assist 6 (ABA 6), Frontguard Assist (überwacht mit Radar und Kamera den Bereich direkt vor dem Fahrzeug) und dem nun auf Tür- und Fahrerseite wirkenden Abbiegeassistenten Sideguard Assist 2 definiert der Setra das Sicherheitsniveau in der absoluten Spitzenklasse. Active Drive Assist 2 (unterstützt den Fahrer durch die Kombination verschiedener Assistenzsysteme aktiv beim Abstand- und Spurhalten), Predictive Powertrain Control (vorausschauender Tempomat PPC) sowie Abstands-Regel-Tempomat mit Stop-an-Go-Funktion, MirrorCam, 360°-Kamerasystem, Aufmerksamkeits-Assistent, Verkehrszeichen-Assistent und Reifendruckkontrollsystem heben das Reisebusfahren auf ein neues Niveau.

Der kraftvolle Motor OM 471 mit 375 kW (510 PS) harmoniert mit dem souveränen Auftritt der TopClass. Der geräumige, luxuriöse Fahrgastraum lädt zu langen Reisen ein, mit einem hinterleuchteten Markenschriftzug am Einstieg. Ein Bodenbelag im Holzdekor, 48 Sitze Setra Voyage Ambassador mit Stoff Gecko Amarena und einstellbaren Kopfstützen sowie die hellbraunen Vorhänge wirken edel und dynamisch. Das Glasdach TopSky Panorama sorgt für Helligkeit. Das Multimediasystem Coach Infotainment Series, grosse HD-Monitore sowie USB- und 230-Volt-Steckdosen sichern Information und Unterhaltung.

Iveco Evadys: funktionaler Überlandbus
Der Iveco Evadys präsentiert sich optisch und im Fahrgastraum eher als Überland- denn als Reisebus. Die Sitze sind bequem, und das getestete Fahrzeug bot grosszügig Platz zwischen den Sitzreihen. Für den Linien- oder nahen Überlandverkehr ist er sehr einladend, hell und freundlich, mit allem Notwendigen für kurze Reisen. Der Fahrerplatz ist jedoch schlicht gehalten und unterscheidet sich kaum vom Linienbus Iveco Crossway, den die Autorin im Linienverkehr fährt – weshalb sie auch von der Überlandversion des Iveco mehr erwartet hatte. Das Lenkrad lässt sich zu wenig nach hinten verstellen, und Vibrationen der Kunststoffverkleidungen waren hörbar.

Die Motorleistung des (nur) 400 PS starken Motors überzeugt jedoch, auch an Steigungen. Der Tempomat erlaubt eine Höchstgeschwindigkeit von nur 99 km/h, ohne Überrollfunktion, Geländeerkennung oder adaptiven Bremsassistenten, was im dichten Verkehr italienischer Autobahnen ein Stressfaktor war. Auch die vielen Spurrillen machten dem zweiachsigen Bus zu schaffen. Trotz dieser Punkte kann sich der Iveco Evadys behaupten. Er ist jedoch für kurze Distanzen und nicht als Fernreisebus konzipiert. Im Segment der Überlandbusse tritt der Evadys positiv in Erscheinung und kann mit der Konkurrenz mithalten.
Der zweiachsige 13-Meter-Bus bietet Platz für maximal 61 Fahrgäste. Er zeichnet sich durch eine robuste Basis mit kathodischem Korrosionsschutz und 800 mm breiten Türen aus. Im Innenraum sorgen rutschhemmender PVC-Teppich, Kunstleder-Seiten- und Dachverkleidungen, Lineo-Passagiersitze, Vorhänge, individuelle Beleuchtungs- und Belüftungsoptionen sowie ein unterfluriger Gepäckraum für ein angenehmes Ambiente. Im Fahrerbereich gibt es elektrische Fensterheber, eine Frontsonnenblende, Bordcomputer, Tempomat, zwei USB-Steckdosen und Cupholder. ADAS/GSR umfasst Toter-Winkel-Info, Start-/Abfahrtsinfos und Müdigkeitserkennung. Diverse Optionen wie Ski-Box, integrierter Kühlschrank, Wasserklosett, Spacio-Passagiersitze und vieles mehr sind möglich. Der Iveco ist mit dem Automatikgetriebe ZF EcoLife und einem Cursor-9-Motor mit 294 kW (400 PS) und Abgasnorm 6e ausgestattet.

Zu den Testbedingungen des Coach Euro Test 2025
Für die Juroren der Internationalen Bus & Coach of the Year Jury war es keine leichte Aufgabe. Ein Hochdecker, ein Doppelstockbus und ein Überlandbus sind kaum zu vergleichen, da alle drei in ihrer jeweiligen Kategorie zur Spitzenklasse gehören. Äussere Faktoren wie Verkehr und Strassenbeschaffenheit sind ebenfalls entscheidend. Die Teststrecke enthielt zu viel Autobahn; bei Bergfahrten wären die Unterschiede im Antriebsstrang deutlicher geworden.
And the winner of the Coach Euro Test 2025 is…
24 Fachjournalisten aus 24 Ländern waren sich nach dem Coach Euro Test 2025 einig: Die Setra TopClass ist neuer «Coach of the Year 2026». Bei der durchgeführten Testreihe überzeugte ein S 516 HDH der Premium-Baureihe auf ganzer Länge. Der Preis wurde auf der europäischen Fachmesse «Busworld Europe 2025» überreicht, die vom 4. bis 9. Oktober in Brüssel stattfand.
Zeitgemässe Lösungen
Für Till Oberwörder, CEO Daimler Buses, ist die Auszeichnung eine Bestätigung dafür, dass die Modelle der Setra TopClass als Spitzenprodukte in der Branche eine nicht mehr wegzudenkende Grösse sind – und dies gilt nun auch für die journalistische Fachwelt: «Höchste Sicherheitsstandards und ein Maximum an effektiver Wirtschaftlichkeit sind nur zwei Bereiche, mit denen die Premium Baureihe auf sich aufmerksam macht. Eine Vielzahl technischer Innovationen und zeitgemässer Lösungen bilden die Basis, die diese internationale Trophäe rechtfertigen.»

Europäischer Preis mit langer Tradition
«Für die Jury ist die Setra TopClass der eindeutige Gewinner der ‹Coach of the Year 2026›-Trophäe. Uns hat am Coach Euro Test 2025 in erster Linie das konsequent geschnürte Paket an Fahrerassistenz- und Sicherheitssystemen überzeugt. Deren technische Finesse und die hohe Effektivität beweist, wie nachdrücklich sich die Marke mit dieser Premium-Baureihe für das Wohlergehen von Passagieren und Fahrern auf Reisen einsetzt», so Gianluca Ventura, der neue Präsident der Jury (siehe unten). Die internationale Auszeichnung «Coach of the Year» wird bereits seit 1989 verliehen, damals bestand das Gremium noch aus zwölf Journalisten. Heute sind doppelt so viele Mitglieder in der Jury.
Drei HDH-Längen im Angebot
Die Setra TopClass besteht neben dem Doppeldecker S 531 DT aus den drei Modellen S 515 HDH, S 516 HDH und S 517 HDH, die von 12,5 bis 14,2 Metern Länge angeboten werden. Sie zeichnen sich laut Daimler Buses «allesamt durch Stabilität, agiles Fahrverhalten und ein Höchstmass an individueller Vielseitigkeit aus». Angetrieben werden die drei Dreiachser vom Reihensechszylinder-Dieselmotor OM 471 (der auch im Mercedes-Lkw Actros zu finden ist). Die Leistung beläuft sich serienmässig auf 350 kW (476 PS), optional auf 375 kW (510 PS). In den Fahrzeugen der Setra TopClass sind alle Motoren mit dem vollautomatisierten Schaltgetriebe GO 250-8 PowerShift gekoppelt.

Nebengeräusch am Coach Euro Test 2025: Jury wählt neuen Präsidenten
Gianluca Ventura, Leiter des Fachmagazins «Pullman» und italienischer Vertreter der International Bus & Coach Jury, ist der neue Juryvorsitzende. Er übernimmt dieses Amt vom norwegischen Mitglied Tom Terjesen. Dem Vorstand gehören ausserdem Sascha Böhnke (Vizepräsident) der deutschen Zeitschrift «Omnibusrevue» und Boštjan Paušer (Sekretär) der slowenischen Zeitschrift «Transport & Logistika» an.
Als Journalist berichtet Ventura seit 1990 über die Bus- und Nutzfahrzeugbranche und hat zum Wachstum anderer konkurrierender Zeitschriften in diesem Bereich beigetragen, bevor er 2012 «Pullman» gründete. Als leidenschaftlicher Anhänger von Motoren und Elektronik wird seine Hauptaufgabe darin bestehen, die Jury gemeinsam mit den anderen Vorstandsmitgliedern und der restlichen Jury auf die wichtigen Herausforderungen der Branche im nächsten Jahrzehnt vorzubereiten.


