Elektro-Stadtbusse sind die grossen Gewinner

MARKT EUROPA Der Jahresvergleich des Busmarktes zeigt zwischen 2020 und 2023 einen starken Zuwachs bei den alternativen Antrieben. Gemäss der Zahlenauswertung von Chatrou CME Solutions wurden gut 42 Prozent aller Stadtbusse im letzten Jahr in Europa mit E-Antrieb ausgeliefert.

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Seit dem Vor-Corona-Rekordjahr 2019 hat der Anteil Elektro-Stadtbusse in Europa weiter massiv zugenommen. MAN hat letztes Jahr mit seinem Lion’s City E die meisten E-Busse verkauft.

Es ist fünf Jahre her, seit in Europa ein Rekordjahr bei den Busneuzulassungen registriert worden war. Von den knapp 33’000 Bussen entfielen gut 15’600 auf Stadtbusse, knapp 9200 auf Reisecars und der Rest auf Überland-Linienbusse. Dramatische Auswirkungen hatte Corona vor allem auf die Reisecars. Heute spricht die Branche zwar von einer partiellen Rückkehr zu Vor-Corona-Zeiten, doch lagen die Neuzulassungen 2023 gegenüber 2019 erst bei etwa zwei Dritteln (6198 zu 9183 Zulassungen). Und strauchelnde Hersteller, wie beispielsweise der insolvent gewordene belgische Bus-, Car- und Nutzfahrzeughersteller Van Hool, unterstreichen die noch nicht wirklich entschärfte Lage.

Bei den Stadtbussen hatte sich Corona kaum negativ ausgewirkt und die Zahlen lagen über die ganze Zeit nur leicht unter dem Niveau des Rekordjahres 2019. Interessant hat sich zuletzt auch der Überland-Sektor entwickelt, denn mit knapp 9700 Neuzulassungen lag das Segment 2023 sogar deutlich über jenem des Rekordjahres (rund 8180).

Verschiebung bei den «Alternativen»

Im Linienverkehr werden zudem die Bemühungen zur Emissionsreduktion mit der steigenden Anzahl an alternativen Antrieben deutlich sichtbar. 2020 waren gut die Hälfte aller neuen Stadtbusse mit einem alternativen Antrieb versehen (52,5 Prozent), letztes Jahr waren es bereits knapp 73 Prozent. Unter die alternativen Antriebe fallen der Dieselhybrid, Erdgas (CNG) und Elektro (Batterie und Brennstoffzelle).

Elektro-Stadtbusse Markt TIR transNewsZeitgleich ist ein regelrechter Siegeszug des Elektroantriebs festzustellen, was vor allem auch auf das wachsende E-Bus-Angebot von europäischen OEM zurückzuführen ist.

  • 2020 lag der Anteil der Elektro-Stadtbusse bei knapp 15 Prozent aller Stadtbusse, der Hybrid war mit knapp 20 Prozent führend.
  • 2021 lagen Hybrid und E-Bus auf Augenhöhe mit je rund 22 Prozent; gesamthaft steigerten sich die alternativen Antriebe auf gut 59 Prozent.
  • 2022 verbuchten E-Busse bereits knapp 30 Prozent aller Stadtbusse, was fast der Hälfte aller alternativen Antriebe entspricht, bei einem nur leicht gewachsenen Anteil der «Alternativen» (62,5 Prozent).
  • 2023 schliesslich schlossen die E-Busse mit einem Anteil von 40,8 Prozent aller Stadtbusse ab und wiesen Hybrid und Erdgas mit 19,5 resp. 11,2 Prozent deutlich in die Schranken.

Während dieser Zeit konnte der Anteil alternativer Antriebe auch bei den Überland-Linienbussen deutlich zulegen, von 551 im Jahr 2020 auf 2462 im Jahr 2023. Der Marktanteil am gesamten Überland-Busmarkt beläuft sich 2023 dabei «nur» auf 25,4 Prozent. Den grössten Anteil trägt dabei der Erdgasmotor (gut 48 Prozent), gefolgt vom Hybrid (knapp 44 Prozent), der E-Bus kommt auf lediglich acht Prozent. Ladeinfrastruktur und Reichweitenfragen bestimmen auf diesen längeren Strecken die Nachfrage. Interessant dabei ist, dass der Hybrid im Überlandsektor früher keine Rolle spielte, 2023 seinen Anteil aber innert Jahresfrist von verschwindend geringen 1,6 auf knapp 44 Prozent steigerte.

Wasserstoffbusse mit Brennstoffzelle legen auch ständig etwas zu, haben aber mit 47 im Jahr 2020 und 207 Fahrzeugen im Jahr 2023 kaum an Bedeutung zugenommen. Sie wurden allesamt im Stadtbussegment zugelassen.

2023 dominiert MAN das Segement der Elektro-Stadtbusse

Die meisten Elektrobusse wurden 2023 in Grossbritannien zugelassen (1206), gefolgt von Deutschland (753) und von Norwegen (493). Die Schweiz reiht sich mit 145 E-Bussen an 13. Stelle in Europa ein. Grossbritannien und Deutschland führen auch die Tabelle an, wenn es um die Gesamtzulassungen der E-Busse seit 2012 geht. In allen Zahlen werden übrigens Trolleybusse nicht mit eingerechnet, diese beliefen sich 2020 in Europa auf 51 Stück, 2021 auf 71 Stück, 2022 auf 43 Stück und letztes Jahr auf 44 Busse.

Mit 785 Elektrobussen führt MAN die Tabelle 2023 an, dicht gefolgt von Solaris mit 725 Elektrobussen. Ein Wermutstropfen für MAN dürfte jedoch sein, dass Solaris zusätzlich 77 Brennstoffzellenbusse verkauft hat, sodass der polnische Hersteller bei allen Zero-Emission-Bussen auf 802 Neuzulassungen kommt. Dritter in der Tabelle ist Yutong (China; 483), gefolgt von Wrightbus (GB; 469), Alexander Dennis mit BYD-Batterien (Schottland; 448) und Mercedes-Benz (446).

Frühe Marktführung

Die Aufteilung der seit 2012 gesamthaft gut 19’000 zugelassenen E-Busse zeigt zudem auf, wer den Trend zu E-Bussen früh erkannt hat:

  • Solaris erscheint ganz oben auf der Tabelle mit 2188 E-Bussen.
  • Es folgen BYD (China; 1768),
  • Alexander Dennis mit BYD-Batterien (Schottland; 1716) und
  • Yutong (China; 1600).
  • Erst dann kommen die Westeuropäer Mercedes-Benz (1430),
  • VDL (1421) und
  • MAN (1187).

Solaris spielt sowieso eine massgebliche Rolle bei den alternativen Antrieben, denn auch bei den E-Bussen mit Brennstoffzelle hat Solaris über die letzten Jahre mit 181 Stück die meisten Busse in Verkehr gesetzt, gefolgt von Van Hool (140), Wrightbus (97) und Caetano (74). Mercedes steht bei den Brennstoffzellenbussen (Seite 29) an achter Stelle, wobei von den gesamthaft elf Bussen sieben im Jahr 2023 zugelassen wurden.

 

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