Haldimann entsorgt neu auch mit Brennstoffzelle

HALDIMANN AG Mit einem Bluepower-Abfallsammler von Enginius öffnet die Haldimann AG in Murten ein neues Kapitel in Sachen nachhaltiger Abfallsammlung. Dazu nutzt der Entsorger den seit 2020 im Ausbau befindlichen grünen Schweizer Wasserstoffkreislauf.

Haldimann Enginius Bluepower TIR transNews
Enginius baut den Mercedes Econic auf Wasserstoffbetrieb um. Zusammen mit dem elektrischen Aufbau sammelt die Mannschaft der Haldimann AG Abfall komplett emissionsfrei ein. Getankt wird grüner Wasserstoff von Hydrospider.

Seit über 100 Jahren ist die Haldimann AG in Murten mit der Abfallsammlung beschäftigt und wird heute von Christian Haldimann in dritter Generation geführt. Der Unternehmer hatte früh realisiert, dass die Klimasituation klare Veränderungen fordert, wie bei Transportunternehmungen der Umstieg auf eine nachhaltige Mobilität. «Mir stellte sich die Frage, mit welchen Mitteln ich auch in Zukunft unsere Dienste für die Kunden bereitstellen kann», sagt Christian Haldimann. Also begann er bereits vor zehn Jahren mit dem Umbau seiner Fahrzeugflotte und nahm einen Hybrid-Abfallsammler mit Elektro-Aufbau in Betrieb. 2017 war die Haldimann AG dann weltweit die erste Firma mit vollelektrischem Abfallsammler auf 26-Tonnen-Basis und Ende 2021 folgte der zweite Elektro-Abfallsammler. Alle drei Fahrzeuge sind auch heute noch auf den Strassen rund um das Städtchen Murten im täglichen Einsatz.

Christian Haldimann TIR transNews
Christian Haldimann erklärt das Toco Wägesystem, das die Arbeit beim Einsammeln und in der Administration enorm erleichtert.

Enginius Fahrzeug
Das Basisfahrzeug ist der MercedesBenz Econic, der von der noch jungen Faun-Tochter Enginius in Bremen auf Wasserstoffantrieb umgebaut und als Enginius Bluepower vertrieben wird. Wie der Mutterkonzern, der das Aufbau- und das neue Fahrzeuggeschäft mit Faun und Enginius getrennt hält, werden auch der Vertrieb in der Schweiz strikt unterteilt in Fahrzeug und Aufbau.

Während Aufbauten bei Contena-Ochsner in Urdorf verbleiben, erfolgt der Import des Fahrzeugs über die Larag AG in Wil SG. Letztere kann mit ihrem weit verzweigten Filialnetz mit gesamthaft acht Standorten in der Deutsch- und Westschweiz sowie im Wallis den lückenlosen Service sicherstellen.

Die technische Ausrüstung des Enginius Bluepower ist modular ausgelegt, was es dem Kunden ermöglicht, sein Fahrzeug je nach Einsatz mit einer bis drei  Brennstoffzellen und einem bis vier Wasserstofftanks auszurüsten. Die Haldimann AG verwendet zwei Brennstoffzellen mit total 60 kW Leistung und nutzt vier Tanks à je 4,1 Kilogramm H2 (Energiekapazität total 600 kWh). Standard im Truck sind der Elektromotor (250 kW, 3500 Nm) und die Pufferbatterie (NMC, 86 kWh).

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Solange die Kühlungslüfter der Brennstoffzelle nicht laufen, ist der 27-Tonnen-LKW extrem leise unterwegs.

Effizient und grosse Reichweite
Der Wagen ist seit Mitte April im Einsatz und nach ersten Erfahrungen schafft es der Neue im Betrieb bei Haldimann auf rund 200 Kilometer Reichweite. Christian Haldimann ist damit sehr zufrieden und auch Bruno Jäger, CEO der Larag AG, wertet diese Zahl sehr positiv, mahnt aber wegen der kurzen Dauer noch zur Vorsicht bei der Interpretation. Vormittags nutzt der Chauffeur fast ausschliesslich die Batterie als Antrieb, die im permanenten Stop-and-go einer typischen Abfallsammelroute besonders viel kinetische Energie zurückgewinnt. Auf die Brennstoffzelle als Range Extender wird weist erst am Nachmittag zurückgegriffen. Dabei stehen drei Fahrmodi zur Wahl, welche den Einsatz von Brennstoffzellen und Batterie bedarfsgerecht regeln.

Betankt wird der Wasserstoff im nur sechs Kilometer Luftlinie entfernten Müntschemier, wo die Firma SchwabGuillod Ende November 2021 eine eigene  Wasserstofftankstelle eröffnet hatte. Anders als die Wasserstoff-LKW von Hyundai, welche den Wasserstoffkreislauf ja erst ermöglichten, nutzt der Enginius Tanks mit 700 bar (Hyundai 350 bar). Bei beiden dauert eine Betankung etwa 15 Minuten, wobei dem Hyundai Xcient Fuel Cell trotz doppeltem Tankinhalt (31 kg) dank Schnelltankprotokoll (bei 700 bar noch nicht verfügbar) kein Nachteil erwächst.

Enginius Bluepower TIR transNews
Die Econic-Kabine überzeugt mit dem niedrigen Einstieg und bietet drei Mitfahrern Platz.

Mehr Sicherheit
Neben dem Basisfahrzeug ist auch der elektrische Stummer-Aufbau von Contena-Ochsner mit diversen Highlights ausgestattet, welche der Sicherheit und dem Gesundheitsschutz des Aufladepersonals dienen. Es handelt sich um eine Umgebungsüberwachung mittels Kameras und Infrarotsensoren, welche Fussgänger, Velofahrer und Gegenstände erkennen und gegebenenfalls eine Notbremsung einleiten. Zudem ist eine Staubabsauganlage installiert, welche die Staubentwicklung, die notgedrungen
beim Umschütten der Container in den Sammelbehälter auftritt, eliminiert. Und schliesslich erleichtert das moderne Koco-Wiegesystem die Erfassung der einzelnen Behälter und die Abrechnung an die Kunden.

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Import, Bereitstellung und Serviceleistung des Enginius Bluepower besorgt die Larag. Der Sammelaufbau selbst wird weiterhin von Contena-Ochsner betreut.

Christian Haldimann führt den Betrieb, den sein Grossvater mit Ross und Wagen begonnen hatte, in eine nachhaltige Zukunft. «Wir müssen Öl, Gas und Kohle durch
erneuerbare Energie ersetzen», sagt er anlässlich der Präsentation des H2-Sammelwagens am Firmensitz in Murten. Das brauche aufgrund der technischen Umsetzung Zeit und sei noch teuer, aber unumgänglich. «Langfristig dient sie nicht nur der Umwelt, sondern macht auch unabhängig», ist Haldimann überzeugt. Eine lokale und dezentrale Treibstoff- und Energieproduktion erlaube es, sich von ausländischen Lieferanten unabhängig zu machen, «zudem spart es Transportwege ein, was wiederum der Umwelt zugute kommt».

Weitere alternativ angetriebene Fahrzeuge sind bei der Haldimann AG übrigens bereits in der Pipeline. Nachdem die ersten beiden Elektro-Sammelfahrzeuge von  Designwerk/Futuricum stammten, also Lastwagen von Volvo mit Retrofit-Elektrisierung aus Winterthur, setzt Haldimann diesmal auf elektrische Serienprodukte von Volvo sowie auf ein Fahrzeug mit Erdgasantrieb.

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