Stadt Thun pflegt Grünanlagen mit emissionsfreiem Allrounder
WERKHOF Der Werkhof Thun hat einen neuen Fuso eCanter in seinem Fuhrpark. Der äusserst wendige Dreiseitenkipper wurde von der Sutter AG Lungern ganz auf die Bedürfnisse der Unterhaltsequipe für die städtischen Grünanlagen aufgebaut.

Leichte Nutzfahrzeuge mit Frontlenkerkabinen sind bei Werkhöfen und Gärtnereien sehr beliebt, denn sie ermöglichen eine kompakte, wendige Bauweise bei maximaler Transportkapazität. Das ist auch beim Werkhof der Stadt Thun nicht anders, wo beispielsweise im Unterhalt der städtischen Grünanlagen schon lange ein leichter Frontlenker-Kipper eingesetzt wird. Dieser musste nach seiner regulären Einsatzdauer ersetzt werden. «2024 hatte der Gemeinderat beschlossen, die Stadtverwaltung Thun bis 2035 zu dekarbonisieren», sagt Toni Zimmermann, Leiter Beschaffung und Sicherheit der Stadt. Bei städtischen Fahrzeugen hiess dies zudem die Fokussierung auf die Elektromobilität. Dabei ist diese für den Werkhof kein neues Phänomen, denn Thun war vor rund sieben Jahren der erste Werkhof, der einen elektrisch betriebenen Abfallsammel-Lkw in Betrieb genommen hatte, was über die Schweizer Grenzen hinaus auf grosse Beachtung gestossen war.

Stadt Thun bevorzugt Frontlenker
Und mit der Elektro-Vorgabe war die Fahrzeugwahl für den Grünanlagen-Unterhalt unkompliziert. «Der Fuso eCanter ist der erste und bisher einzige Frontlenker, den es auch mit Elektroantrieb gibt», so Toni Zimmermann. Und so rollte Anfang Mai auch als Premiere im Berner Oberland ein Fuso eCanter aufs Werkhofsgelände in Thun. Seine Modellbezeichnung 4S15e verrät dabei die Fahrzeugeckdaten: die 4 steht für 4,15 t Gesamtgewicht, das S für die schmale Kabine (1695 mm breit) und mit 15e wird die elektrische Motorleistung (150 PS oder 110 kW) festgehalten.
Beim Werkhof Thun wird darauf geachtet, dass möglichst viele Fahrzeuge mit dem normalen B-Ausweis (Personenwagen) gefahren werden können. «Gegebenenfalls limitieren wir dazu auch einen Lastwagen auf 40 km/h», erklärt Toni Zimmermann. Beim neuen eCanter hingegen sind trotz mehr als vier Tonnen Gesamtgewicht keine Extramassnahmen nötig. Das ermöglicht die seit April 2022 geltende Verkehrszulassungsverordnung, welche das Fahren eines bis 4,25 Tonnen wiegenden E-Fahrzeugs mit dem PW-Ausweis erlaubt.

Ergonomie im Fokus
In die Konzeption des Aufbaus flossen die Erfahrungen aus dem Vorgängerfahrzeug ein. Die Merbag Uetendorf als Fahrzeuglieferantin arbeitet für die Umsetzung mit einem langjährigen Aufbaupartner zusammen. «Derartige Spezialaufbauten wie hier für Thun sind unsere Kompetenz», sagt Arbian Morina, technischer Berater der Sutter AG Lungern Fahrzeugbau. Dabei sind Kipper und Werkzeugkiste aus Gewichtsgründen komplett aus Aluminium konstruiert, und trotz der neuen Antriebstechnik des eCanter war die Realisierung nicht sonderlich herausfordernd. «Die Hochvoltbatterie ist unter dem Chassis montiert und die E-Achse liegt ebenfalls ausserhalb des Aufbaubereichs. So war es ein Leichtes, auch die Kippvorrichtung zu befestigen», erläutert Morina.

In Thun war bisher die Werkzeugkiste einfach vorn auf der Brücke montiert. Das hatte zur Folge, dass beim Kippen zusätzliches Gewicht gestemmt werden musste. Zudem waren Werkzeug und Material in einem einzigen, grossen Behälter verstaut und obwohl auch seitliche Öffnungen vorhanden waren, war jeder Zugriff stets mit einem grösseren Suchaufwand verbunden. Die neue Kiste ist nun fest auf dem Chassis verschraubt und in diverse Schubladen und Staufächer unterteilt. So lassen sich persönliche Utensilien der Mitarbeitenden und das Werkzeug sauber geordnet mitführen und jedes Mal problemlos finden. «Das erleichtert den Alltag, denn wir haben damit die Ergonomie für die Mitarbeitenden deutlich verbessert», erklärt Toni Zimmermann.
Schnellladen, falls nötig
Gefahren wird der neue Fuso eCanter hauptsächlich von Florian Eymann, Gruppenführer Grünanlagen-Unterhalt. Zu den Aufgaben seines Teams zählen u.a. Rasen- und Heckenschnitt, Baumpflege, Pflege der Blumenbeete oder im Herbst auch das Einsammeln des gefallenen Laubs. Das Transportgut auf der Brücke umfasst daher neben Arbeitsgeräten oft irgendwelches Schnittmaterial.
Aufgebaut ist das Fahrzeug aus Gründen der Wendigkeit auf dem kürzesten Radstand (2500 mm). Damit ist nur Platz für ein Batteriepaket (Kapazität 41,3 kWh) vorhanden. Es ermöglicht eine Reichweite von rund 70 Kilometern, wobei Eymann mit der modern konzipierten Rekuperation (4 Modi) die Reichweite im Alltag aktiv beeinflussen kann. Für den Unterhalt der Grünanlagen reichen die 70 km normalerweise problemlos aus. Falls mit dem eCanter ausnahmsweise aber mal weiter gefahren werden muss, lässt sich die Batterie dank Schnellladefähigkeit (DC bis 70 kW) innert weniger Minuten an einem Fastcharger auch unterwegs nachladen.

Normalerweise wird das Fahrzeug aber über Nacht im Werkhof geladen (AC mit 11 kW). «Jedes unserer Elektrofahrzeuge lädt am eigenen Ladepunkt», erläutert Toni Zimmermann. Die Anschaffungskosten wären natürlich günstiger, wenn eine Ladestation von mehreren Fahrzeugen genutzt würde, stimmt er zu. «Aber der alltägliche Umgang wird für E-Fahrzeuge mit solchen geteilten Ladestationen nur unnötig verkompliziert.»
Als Vorreiter bezüglich Werkhof-Elektromobilität beobachtet Zimmermann die Entwicklung aufmerksam. Entsprechend positiv bewertet er die Batterietechnologie, welche im neuen Fuso zum Einsatz kommt. Fuso war der erste OEM in Europa, der auf die sogenannte LFP-Batterie (Lithium-Eisen-Phosphat) setzte. LFP gilt als sehr betriebssicher und langlebig, denn die Ladezyklen beeinflussen die Lebensdauer viel weniger und die LFP-Batterie hält gegenüber der heute meistens verwendeten NMC-Technologie das rund Zwei- bis Dreifache an Ladungen aus. Zudem ist bei LFP der Anteil an kostbaren Rohstoffen wie Nickel, Kobalt und Mangan viel geringer und so hilft der Fuso dem Werkhof Thun auch auf diesem Weg bei der Verkleinerung des ökologischen Fussabdruckes.
