Ab 2026 sind Trafic, Goelette und Estafette von Software definiert

LETZTE MEILE Trafic, Goelette und Estafette heissen die drei mittelgrossen Renault-Transporter auf Basis einer neuen, vollelektrischen Skateboard-Plattform. Sie treten 2026 die Nachfolge des aktuellen Trafic an, der aber in seiner heutigen Form mit Verbrennungsmotor weitergebaut wird.

Wo bisher der Renault Trafic gebau wurde, entstehen künftig auf einer Skateboard- Plattform drei batterieelektrische Modelle, zwei davon auch in zwei Längen. Von links: Trafic, Estafette und Goelette.
Wo bisher der Renault Trafic gebaut wurde, entstehen künftig auf einer Skateboard-Plattform drei batterieelektrische Modelle, zwei davon auch in zwei Längen. Von links: Trafic, Estafette und Goelette.

Trafic, Estafette und Goelette sind die ersten Renault-Fahrzeuge, die über eine zentrale, skalierbare und flexible SDV-Architektur verfügen. SDV steht für Software Defined Vehicle und ermöglicht insbesondere automatische Updates, die eine lange Nutzungsdauer der Fahrzeuge gewährleisten – ohne Probleme, die durch veraltete Technik hervorgerufen werden. Denn gegenüber heute, wo fast jede Funktion über einen eigenen Prozessor gesteuert wird, erledigt das im SDV ein einzelner Zentralrechner.

Dank der Software-Modularität lassen sich die Fahrzeuge zudem auch noch mit den Ökosystemen ihrer gewerblichen Nutzer verbinden. Das Prinzip ist ähnlich demjenigen eines Smartphones, bei dem jeder Nutzer mit verschiedenen Apps sein Gerät auf seine Bedürfnisse optimieren kann. Bei einem SDV können Apps etwa zur Integration in Telematiksysteme oder zur (Fern-)Steuerung von Auf- und Ausbauten wie der Transportkühlung (über den serienmässigen Multimedia-Screen) massgeschneidert werden. Wie damals bei der Einführung der Smartphones lässt sich das Potenzial eines solchen SDVs heute noch gar nicht richtig abschätzen.

Die Original-Estafette – hier neben dem IAA-Showcar Estafette Concept – wurde von 1959 bis 1980 gebaut.
Die Original-Estafette – hier neben dem IAA-Showcar Estafette Concept – wurde von 1959 bis 1980 gebaut.

Letzte Meile wird elektrisch

Die Renault Group geht davon aus, dass die Nachfrage für Letzte-Meile-Transporter in der EU jährlich um zehn Prozent zunehmen wird – und infolge Umweltzonen und anderen Restriktionen diejenige für batterieelektrische Transporter bis 2030 jährlich sogar um 30 bis 40 Prozent. Einfache E-Mobilitätslösungen wie diese werden da im Vorteil sein.

Die vollelektrische Skateboard-Plattform mit Unterflur-Batterie und Heckantrieb bietet nämlich ein optimales Verhältnis von Ladekapazität und Platzbedarf – mit einem minimalen vorderen Überhang und einem hinten eingebauten Antrieb. Mit 10,3 m entspricht der Wendekreis dem eines Clio .

Das volldigitale Cockpit mit vielen Ablagen wurde ergonomisch ganz auf den Fahrer ausgerichtet.
Das volldigitale Cockpit mit vielen Ablagen wurde ergonomisch ganz auf den Fahrer ausgerichtet.

Für einen flexibleren Einsatz werden alle drei Modelle mit zwei Batterielösungen angeboten. Für Vielfahrer eignet sich die NMC-Langstreckenbatterie (Nickel-Mangan-Kobalt) mit einer maximalen Reichweite von rund 450 km (WLTP, vorläufige Angaben). An Gewerbekunden, die vor allem in städtischen Gebieten unterwegs sind, richtet sich die LFP-Batterie (Lithium-Eisenphosphat), die ohne seltene Metalle wie Kobalt und Nickel auskommt. Bei einem äusserst wettbewerbsfähigen Preis beträgt die Reichweite rund 350 km (WLTP).

Trafic wie auch Goelette, die im Prinzip die Fahrgestellvariante des Trafic darstellt, wird es in zwei Längen (mit unterschiedlichen Radständen) geben. Als L1 sind Trafic und Goelette 4,87 m lang, als L2 5,27 m, wie auch die Estafette, die es nur mit langem Radstand geben wird. Alle Derivate sind 1,92 m breit, der Trafic-Kastenwagen 1,90 m hoch. Die Ladevolumen reichen von 5,1 m³ (Trafic L1) über 5,8 m³ (Trafic L2), 9,2 m³ (Estafette), bis 15 m³ (Goelette L2).

800 Volt für ultraschnelles Laden

Renault setzt die neue 800-Volt-Technologie hier zum ersten Mal ein. An DC-Schnellladestationen lässt sich die Batterie damit in weniger als 20 Minuten von 15 auf 80 Prozent aufladen. Der neue Elektromotor im Heck wurde in Europa entwickelt, produziert 150 kW und 345 Nm und zeichnet sich durch seinen hohen Wirkungsgrad von 95 Prozent aus.

Renault plant, einen Grossteil der Aufbauten des Goelette direkt ab Werk verkaufen zu können.
Renault plant, einen Grossteil der Aufbauten des Goelette direkt ab Werk verkaufen zu können.

V2X-Funktionen

Renault bietet für die neuen Transporter Trafic, Estafette und Goelette (übrigens alles Namen aus Renaults Transportergeschichte) die Funktionen Vehicle-to-Load (V2L) und Vehicle-to-Grid (V2G) an. Mit V2L können elektrische Geräte und Werkzeuge mit Strom aus der Fahrzeugbatterie versorgt werden. Steckdosen gibt es im Fahrerhaus und im Laderaum. Und mit der V2G-Funktion fliesst über das bidirektionale Ladegerät Energie aus den Batterien in das öffentliche Stromnetz .

Gebaut werden Trafic, Goelette und Estafette, deren Verkauf im zweiten Halbjahr 2026 starten soll, im Renault Werk in Sandouville in Frankreich – zusammen mit dem Trafic mit Verbrennungsmotor, der weiterhin im Angebot bleibt. Die drei neuen E-Transporter werden auch unter der Marke Flexis vertrieben.

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