China springt mit E-Lieferwagen Maxus in die Bresche

ELEKTROMOBILITÄT Maxus ist die Lieferwagen-Marke des grossen chinesischen Automobilkonzerns SAIC Motor. Jetzt stossen die Chinesen mit dem EV80 und dem Importeur Maxomotive auch in die Schweiz vor, mit eigentlich guten Marktchancen.

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Der Maxus EV80 ist mit bis zu 192 km Reichweite prädestiniert für den innerstädtischen Verkehr der sogenannten letzten Meile. Der Elektrotransporter – hier mit Hochdach – trägt seine Spezifikatio­nen aufs Karosserieblech gezeichnet.

Auf neue Player im gesättigten westeuropäischen Markt hat grundsätzlich niemand gewartet, ausser sie hätten etwas wirklich Aussergewöhnliches zu bieten. Hyundai beispielsweise nimmt die Wasserstofftechnologie, um mit seinen schweren Lastwagen hier Fuss zu fassen. SAIC zielt ins noch praktisch brachliegende Segment der grossen, aber elektrisch angetriebenen Lieferwagen, wo man mit dem Renault Master Z.E. und den Zwillingen MAN eTGE und VW e-Crafter das Angebot an einer Hand abzählen kann. Das wird zwar nicht so bleiben, denn es sind Angebote von Mercedes, PSA, Fiat und Iveco in der Pipeline, wohingegen der neue Chinese ab sofort erhältlich ist.

Beladen und Schleppen
Der Maxus EV80 ist in einer Chassis-Cab- und in zwei Kastenwagenvarianten erhältlich. Bis Ende Jahr folgt noch eine Busversion für acht Passagiere plus Fahrer, welche übrigens nicht in der Form aus China kommt, sondern ein in Europa umgebauter Kastenwagen ist. Ausgelegt auf 3,5 t Gesamtgewicht, bietet der Van mit niedrigerem Dach eine Nutzlast von 950 kg und ein Ladevolumen von 10,2 m3, beim Van mit Hochdach sind es 910  kg und 11,5 m3. Der EV80 kann zudem in allen Varianten bis zu 1200 kg an den Haken nehmen.

Alle EV80 in Europa basieren auf dem gleichen Radstand (3,85 m), die Vans werden damit 5,70 m lang und je nach Dach 2,35 respektive 2,55 m hoch. Die Heckflügeltüren und eine Schiebetüre rechts machen den voluminösen Lade­raum zugänglich, auf Wunsch ist auch eine zweite Schiebetüre links erhältlich (CHF 600.–, exkl. MwSt.). Mit 3,30 m Laderaumlänge finden bis zu vier Europaletten hinter­einander Platz. Die Variante Chassis-Cab misst ohne Pritsche und Individualaufbau 5,62 m.

Maxus EV80 TIR transNews
Die Maxus-Kabine ist dreisitzig und bietet zahlreiche Ablage- und Staufächer.

Fahren und Laden
Bewegt wird der EV80 von einem 92-kW-Elektromotor (125 PS), der 320 Nm Drehmoment aufweist und über ein Einganggetriebe die Vorderräder antreibt. Die rund 670 kg wiegende Lithium-Ionen-Phosphat-Batterie mit 56 kWh Kapazität findet unter dem Laderaumboden Platz, was gut ist für den Schwerpunkt und die Ladekapazität nicht beeinträchtigt. Mit dieser Antriebseinheit fährt der EV80 bis zu 192 km weit. Beim Renault Master Z.E. mit 33-kWh-Batterie und 57-kW-­Motor beträgt die Reichweite 193 km, bei eTGE und e-Crafter mit 36-kWh-Speicher und 100-kW-Motor sind es 173 km. Maxus präzisiert die Reichweite je nach Karosserie und Beladung. So beträgt sie beim Hochdach-Van wegen des höheren Luftwiderstands noch 182 km; ist der EV80 voll beladen, kommt er 150 km weit und als Gespann sind es 120 km.

Wie seine Mitbewerber limitiert Maxus beim EV80 die Höchstgeschwindigkeit, und zwar auf 100 km/h. Renault setzt seinen Limiter ebenfalls auf 100 km/h, VW/MAN hingegen auf 90 km/h. Maxus arbeitet in Europa mit dem Ladegeräthersteller Juice Technology zusammen und legt im Lieferumfang des Fahrzeugs das mobile Ladegerät Juice Booster2 bei. Es ermöglicht an einer Wechselstromsteckdose mit 6,6 kW eine Komplettladung innerhalb von 8,5 Stunden; an einer Gleichstrom-Schnellladestation dauert die Komplettladung bei 30 kW zwei Stunden.

Die Preise beginnen beim niedrigeren Kastenwagen bei 64’700 Franken (exkl. MwSt.), mit Hochdach bei 65 900 Franken und der Chassis-Cab kostet ab 62 500 Franken. Das sind 5000 bis rund 20 000 Franken weniger als bei den aktuellen Mitbewerbern. Und anders als bei diesen ist in der Ausstattung mit Klimaanlage, Bluetooth-Radio, elektrisch einstellbaren Aussenspiegeln, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung sowie Parksensoren hinten praktisch alles enthalten. Lediglich für Metallic- und für RAL-Lackierung, für die zweite Schiebetüre und für die Rückfahrkamera mit 10-Zoll-Bildschirm wird ein Aufpreis verlangt.

Die Lieferfristen betragen zwei Wochen, wenn das gewünschte Fahrzeug sich bereits im Fahrzeuglager in Antwerpen befindet, liegt aber bei vier Monaten bei spezifischen Wünschen, wie beispielsweise der RAL-Lackierung. Auf die Batterie gewährt Maxus eine Garantie von heute üblichen acht Jahren oder 100 000 km, aufs Fahrzeug selber sind es eher lange fünf Jahre oder 100 000 km. Ebenfalls während fünf Jahren bietet Maxus eine Rund-um-die-Uhr-Assistance.

Netz und Ausblick
SAIC Motor ist Chinas grösster Auto­mobilkonzern und mit 7,05 Mio. Verkäufen die Nummer 7 weltweit. Für seine Elektrofahrzeuge ist SAIC eine strategische Partnerschaft mit dem weltweit grössten Akkuhersteller CATL (Contemporary Amperex Technology Limited) eingegangen. Maxus – in China heisst die Marke Dàtōng – konnte seine Produktion von anfänglich knapp 3000 im Jahr 2011 auf gut 84 000 Lieferwagen und Pick-ups im vergangenen Jahr steigern und hat sich beispielsweise bereits in Australien und Neuseeland etabliert. Für den Grossteil des Europageschäfts setzt Maxus auf den privaten Import durch Maxomotive. Maxomotive ist ein Teil von Alcomotive, das wiederum zum belgischen Familienkonzern Alcopa gehört und für die Zwei- und Vierradimporte zuständig ist, wie für den Schweizimport der koreanischen Marke SsangYong.

Als erster Partner für Verkauf und Werkstatt arbeitet Maxomotive Schweiz mit der Auto AG zusammen und kann dort auf die Dienstleistungen von sieben Nutzfahrzeugzentren in der Deutschschweiz und auf eines im Tessin abstellen. «Wir hoffen, dass wir das Netz bis Ende Jahr auf mindestens 15 Partner ausweiten können», sagte Nicole Sahlmann anlässlich der Präsentation des EV80 im solothurnischen Derendingen. 2020 rechnet die Schweizer Maxomotive-Direktorin mit einem Ausbau auf rund 25 Stützpunkte. Ebenfalls im kommenden Jahr wird Maxus seine eigene Batterie­reparaturkompetenz in der Schweiz aufgebaut haben und zu jenem Zeitpunkt Batteriereparaturen auf Zellenniveau vornehmen können.

Maxus EV80 TIR transNews
Die Batterie steckt unter dem Ladeboden. Eine zweite Schiebetüre ist optional erhältlich.

Doch Maxus will nicht lange herumexperimentieren. Im März 2020 soll zum EV80 der kompaktere EV30 eingeführt werden. Mit zwei Radständen wird der EV30 4,56 und 5,15 m lang, es stehen zwei Batterien zur Wahl (35 und 52,5 kWh), mit denen Reichweiten von 220 respektive 300 km möglich sein werden. Beim EV30 soll eine Schnellladung nur noch 45 Minuten dauern. Mitte Jahr bringen die Chinesen bereits den Nachfolger des EV80, der als Kastenwagen EV90 mit zwei Längen (5,55 und 5,94 m), einem mit 150 kW deutlich stärkeren Motor und zwei Batteriegrössen (52 und 73 kWh) daherkommen soll. Mit diesen Batterien sollen die Reichweiten 200 und 260 km betragen und eine Schnellladung soll noch 40 Minuten dauern. Informationen bei Maxo­motive Schweiz in Dietlikon.

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