Roll-out noch in diesem Jahr: Der Kia PV5 ist bereit

NEUER PLAYER Das vorgelegte Tempo ist rasant: Vor etwas über einem Jahr präsentierte Kia erstmalig das Konzept «Platform Beyond Vehicle». Seither wurde eine komplett neue Fabrik errichtet, und die erste Baureihe PV5 ist beinahe serienreif.

Die vier in Tarragona erstmals gezeigten Versionen sind nur ein Teil der PV5-Palette ab Werk.

«Wir sind nicht nur hier, um in den Nutzfahrzeugmarkt einzusteigen, sondern um ihn zu verändern», sagte Pierre-Martin Bos, bei Kia Europe zuständig für das Projekt «Platform Beyond Vehicle» (PBV), letzten September an der Europapremiere der Konzeptfahrzeuge in Hannover. Dass es die Koreaner ernst meinen, zementierten sie Ende Februar am Kia EV Day in Tarragona (E), wo sie nebst ihrem neuen Personenwagen EV4 und dem SUV-Konzept EV2 auch vier Varianten ihres mittelgrossen Elektrotransporters Kia PV5 präsentierten.

Gezeigt wurde der PV5 als Kastenwagen «Cargo», als Personentransporter «Passenger», als Version «Crew» sowie die werkseitige Umbaulösung «WAV», ein Wheelchair Accessible Vehicle für den Rollstuhltransport. Dies sind nur einige der direkt ab Werk verfügbaren Konfigurationen.

Modulares Baukastensystem des Kia PV5

Der mittelgrosse Van wird in drei Karosserie-Grundvarianten angeboten: Passenger, Cargo und Chassis-Kabine (die am Event allerdings nicht zu sehen war). Um die verschiedenen Bedürfnisse einer breiten Kundschaft abdecken zu können, werden diese Grundversionen dank ihrer hohen Modularität und Flexibilität bereits im Werk auf ihren Anwendungszweck angepasst und ausgebaut. Dazu wurde das «Flexible Body System» entwickelt, ein Baukastensystem, das die modulare Montage von Karosseriekomponenten ermöglicht, um nutzungsorientierte Standardmodelle anbieten zu können.

Der Laderaum mit tiefer Ladekante kann dank V2L mit Strom versorgt werden.
Der Laderaum mit tiefer Ladekante kann dank V2L mit Strom versorgt werden.

Der PV5 Cargo ist in den Versionen Standard, Lang und Hochdach erhältlich. In Standardlänge und -höhe ist er (wie der Passenger) 4695 mm lang, 1895 mm breit und 1905 mm hoch, bei einem Radstand von 2995 mm. Die Hochdachversion bietet bis zu 5,1 m³ Laderaum (5165 Liter). In den Ausführungen Standard und Lang sind die üblichen zwei Sitze an Bord, optional ist ein Layout mit drei Sitzplätzen erhältlich. Das optionale L-Track-Bodenverankerungssystem kann im gesamten Frachtraum installiert werden: Zwei Reihen auf jeder Seite, zwei Reihen entlang des Dachhimmels und eine Reihe an der Trennwand. In den Schienen laufen verschiebbare Zurrösen, die sich zur effektiven Ladungssicherung an verschiedenen Stellen positionieren lassen.

Es wird sowohl auf der Basis von Cargo und Passenger Umbaumodelle geben (wie Crew, Family, Prime oder Light Camper), als auch auf Basis des Fahrgestells. So werden Seitenkipper, Kofferaufbau und Kühlaufbau ebenfalls ab Werk mit allen Garantie- und Telematikvorteilen erhältlich sein. Um die Alltagstauglichkeit zu gewährleisten, ist Kia diverse Partnerschaften mit führenden Playern aus dem jeweiligen Segment eingegangen, um solche Lösungen gemeinsam zu entwickeln.

Technische Basis aller PV5-Versionen ist die State-of-the-Art-Plattform E-GMP.S.
Technische Basis aller PV5-Versionen ist die State-of-the-Art-Plattform E-GMP.S.

Hochmoderne Elektro-Plattform

E-GMP steht für Electric Global Modular Platform und ist die aktuelle BEV-Plattform des koreanischen Fahrzeugherstellers Hyundai Motor Group, zu der auch Kia Motors gehört. Eines der ersten Modelle auf dieser Heckantriebsplattform war 2021 der Hyundai Ioniq 5. Sie besteht aus einer Tragstruktur aus ultrahochfestem Stahl zum Einbau der Batterie, einem Fahrwerk mit MacPherson-Federbeinen, Dreiecksquerlenkern vorn und einer Fünflenkerhinterachse. Auch Allradantrieb ist möglich.

Die daraus für die neuen PBV-Transporter abgeleitete Plattform nennt Kia «E-GMP.S». Das zusätzliche «S» im Namen steht für Service und weist damit auf den Nutzcharakter hin, der hier im Vordergrund steht. Die batterieelektrische 400-Volt-Skateboard-Architektur – nun mit Frontantrieb – ermöglicht flexible Kombinationen verschiedener Fahrzeugkarosserien auf einer flachen Basis. Kern dieser Plattform ist die Integrated Modular Architecture (IMA), die wesentliche Komponenten wie Batterien und Motoren standardisiert. Dieser Ansatz rationalisiert die Fahrzeugentwicklung, senkt die Kosten und verbessert letztendlich die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt. Und kompaktere Komponenten kommen dem Ladevolumen zugute. Das lässt sich übrigens bei den Radkästen im Laderaum erkennen. Sie verdeutlichen die Bemühungen der Ingenieure, die Höhe der Ladekante mit nur 423 mm so tief wie möglich zu konstruieren – trotz Batterie im Unterboden.

Alle relevanten Funktionen werden über Lenkradtasten und Touchscreen gesteuert.
Alle relevanten Funktionen werden über Lenkradtasten und Touchscreen gesteuert.

Apropos Batterie: Alle Versionen des PV5 werden wahlweise von einer 51,5 kWh oder 71,2 kWh starken NMC-Batterie angetrieben (Nickel-Mangan-Kobalt), für den PV5 Cargo wird es auch noch eine günstigere, 43,3 kWh LFP-Option geben. Mit der grossen Batterie sollen über 400 Kilometer Reichweite möglich sein. Der Elektromotor leistet stets 120 kW und stellt bis zu 250 Nm Drehmoment zur Verfügung.

Konnektivität

Der PV5 verfügt über ein grosses Display mit einem 7-Zoll-Kombiinstrument und einem 12,9-Zoll-Navigationsbildschirm sowie «Digital Key 2.0»-Technologie (NFC, BLE, UWB), die den Zugang zum Fahrzeug vereinfacht. Das auf Android Automotive OS basierende Infotainment-System sowie ein App-Markt stellen sicher, dass geschäftsspezifische Anwendungen genutzt werden können. Over-the-Air- Updates für Leistungselektronik, Batteriemanagementsysteme und andere Bedienelemente sorgen dafür, dass über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs immer die aktuellsten Spezifikationen zur Verfügung stehen. Mit der vermehrt auch beim Wettbewerb angebotenen Vehicle-to-Load-Funktion (V2L) erhalten die E-Auto-Nutzer schliesslich zusätzliche Möglichkeiten, ihr Fahrzeug besser zu nutzen.

Der tief konstruierte Ladeboden erleichtert das Ein- und Aussteigen hinten.
Der tief konstruierte Ladeboden erleichtert das Ein- und Aussteigen hinten.

Neues Werk für Kia PV5 in Südkorea

Zur Fertigungsoptimierung errichtete Kia in Rekordzeit ein spezifisches PBV-Werk, besser bekannt als EVO-Werk. Dort setzt man auf einen flexiblen und effizienten Produktionsprozess, bei dem sowohl Fliessband- als auch Zellenfertigung zum Einsatz kommen. Geplant ist zudem ein Conversion Center für die Fertigung massgeschneiderter Fahrzeuge, wodurch Kunden Zeit und Geld sparen und gleichzeitig Abfall minimiert wird. In diesem Center sollen später die hochwertigen Umbauten entstehen, die vollumfänglich durch die Kia-Garantie abgedeckt sind.

In Korea und Europa startet der Verkauf der Kia PV5-Modelle «Cargo» und «Passenger» in der zweiten Jahreshälfte 2025, 2026 folgen Lancierungen in anderen Märkten. Der Produktionsbeginn für Umbaumodelle ist gestaffelt zwischen 2025 und 2026 geplant. 2027 folgt die nächstgrössere Version PV7, und 2029 der PV9. Ob es darüber noch eine grössere oder unter dem PV5 eine kleinere Version geben wird, ist bislang nicht entschieden. Kia wird Markt und Umfeld genau beobachten und sich zu einem späteren Zeitpunkt festlegen.

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