Mercedes-Benz Trucks elektrifiziert Bausegment

E-ACTROS LONGHAUL FÜR BAUSTELLEN-ZULIEFERVERKEHR Auf der bauma 2022 präsentierte Mercedes-Benz Trucks mehrere rein batterie-elektrische LKW für Bauanwendungen, darunter den Mercedes-Benz eActros LongHaul mit elektrischer Schnittstelle für Auflieger wie Kippsattel.

Bausegment goes Elektro Mercedes-Benz Trucks TIR transNews
eActros LongHaul mit elektrischem Nebenabtrieb für Anwendungsmöglich eiten im strassenorientierten Bausegment.

Etwa jeder fünfte in Europa verkaufte Mercedes-Benz-LKW entfällt auf das Bausegment, das damit nach dem Fernverkehr das zweitwichtigste für den Hersteller ist. Es spielt daher eine besondere Rolle bei der Elektrifizierung des LKW-Transports. Bereits 2030 sollen im Fahrbetrieb CO2-neutrale Nutzfahrzeuge bis zu 60 Prozent der Verkäufe von Daimler Truck in den EU30-Märkten ausmachen.

Karin Rådström, CEO Mercedes-Benz Trucks: «Wir arbeiten an einem vollständig CO2-neutralen Portfolio – einschliesslich des anspruchsvollen Baustellensegments. Hier sind besonders vielseitige, robuste und leistungsfähige LKW gefragt. Es handelt sich zudem aufgrund unterschiedlichster Einsatzzwecke um einen äusserst komplexen Bereich für die Elektrifizierung. Ganz entscheidend sind daher Partnerschaften zwischen Fahrzeug- und Aufbauherstellern, um unseren Kunden geeignete Lösungen anzubieten.»

«Baustellen-LKW wie Beton-Fahrmischer zählen zu den energieintensiven Anwendungen – sowohl durch den Materialtransport als auch den Betrieb der Aufbauten. Durch die vollständige Elektrifizierung kann somit viel CO2 eingespart werden. Zugleich können geräuscharme E-Fahrzeuge gerade auch auf Baustellen im urbanen Bereich deutlich zur Lärmreduktion beitragen. Der gesellschaftliche und politische Druck auf unsere Kunden ist gross.»
Stina Fagerman, Leiterin Marketing, Vertrieb und Services Mercedes-Benz Trucks

eActros LongHaul erstmals mit elektrischer Schnittstelle für Auflieger
In Zusammenarbeit mit dem Münchner Kipperhersteller Meiller hat Mercedes-Benz Trucks eine elektrische Schnittstelle für unterschiedliche Auflieger entwickelt: Einen sogenannten Nebenabtrieb, der es ermöglicht, hydraulische Arbeitsausrüstungen rund um Baustellen-Einsätze wie etwa Kippsattel- oder Schubbodenauflieger effizient zu betreiben. Das für den eActros LongHaul entwickelte und auf der bauma als Prototyp vorgestellte System hat eine Dauerleistung von 58 kW. In der Serie soll der elektrische Nebenabtrieb eine deutlich höhere Leistung generieren. Das Drehmoment des Prototyps liegt bei 300 Nm. Der elektrische Nebenantrieb wandelt mittels eines auf der Rückseite des Fahrerhauses angebrachten Wechselrichters den Gleichstrom des Hochvoltnetzes in Wechselstrom. Damit treibt ein zusätzlicher Elektromotor die Pumpe an, welche die hydraulische Leistung zur Bedienung des Aufliegers bereitstellt. Vorteile dieser Lösung im Vergleich zum bisherigen dieselbasierten Betrieb: vollständige lokale CO2-Neutralität sowie stark reduzierte Geräuschbildung, vor allem relevant für den Einsatz in Städten und Wohngebieten. Die kompakte Bauweise des Systems erlaubt den Betrieb des eActros LongHaul mit Standardaufliegern – ein grosser Vorteil für Transportunternehmer, die das Fahrzeug für die unterschiedlichsten Anwendungen einsetzen.

eActros LongHaul Baustellenzulieferverkehr TIR transNews
Der elektrische Nebenantrieb wandelt mittels eines auf der Rückseite des Fahrerhauses angebrachten Wechselrichters den Gleichstrom des Hochvoltnetzes in Wechselstrom.

Der eActros LongHaul verfügt in der Serie über eine Reichweite von rund 500 Kilometer mit einer Batterieaufladung und wird das Hochleistungsladen ermöglichen. Im eActros LongHaul kommen Batterien mit Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie (LFP) zum Einsatz. Diese zeichnen sich vor allem durch eine hohe Lebensdauer und mehr nutzbare Energie aus. Die Batterien des eActros LongHaul lassen sich in der Serie an einer Ladesäule mit etwa einem Megawatt Leistung in deutlich unter 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent aufladen.

Erste Prototypen durchlaufen bereits intensive Tests und noch 2022 wurde eActros LongHaul auch auf öffentlichen Strassen erprobt. 2023 sollen seriennahe Prototypen an Kunden für Tests gehen. Die Entwicklungsingenieure von Mercedes-Benz Trucks legen den eActros LongHaul für dieselben Anforderungen an die Dauerhaltbarkeit von Fahrzeug und Komponenten wie einen vergleichbaren konventionellen schweren Fernverkehrs-Actros aus. Das bedeutet 1,2 Millionen Kilometer Laufleistung in zehn Betriebsjahren. Das Fahrzeug soll 2024 serienreif sein.

Battery-Electric Arocs TIR transNews
Der auf der bauma in München gezeigte Prototyp des «Battery-Electric Arocs» war mit einem elektrischen Fahrmischer-Aufbau von Liebherr-Mischtechnik ausgestattet, der seine Energie über eine Schnittstelle aus den Batterien des Arocs bezieht und über ein Nennvolumen von neun Kubikmetern verfügt.

Elektrifizierter Baustellen-LKW Arocs als «Prototype Battery-Electric Arocs»
Der Arocs ist der besonders robuste und widerstandsfähige Baustellen-LKW von Mercedes-Benz Trucks für harte Einsätze im Bausegment. Ihn wird es zukünftig auch als batterie-elektrisches Fahrzeug geben. In einem ersten Schritt wird dies über eine Zusammenarbeit von Mercedes-Benz Trucks mit der Paul Group umgesetzt. Das Passauer Unternehmen elektrifiziert den von Mercedes-Benz Trucks aus dem Werk Wörth gelieferten LKW mit einem E-Antriebsstrang. Dabei hat sich Paul für eine elektrifizierte Zentralmotorlösung entschieden. So können die bewährten Aussenplanetenachsen des Arocs genutzt werden, um auch weiterhin die für den Baustelleneinsatz benötigte Bodenfreiheit und Geländegängigkeit zu bieten.

Die Paul Group gibt für den elektrischen Antriebsstrang des Fahrzeugs eine Dauerleistung von mehr als 300 kW und eine Spitzenleistung von mehr als 400 kW an. Der Battery-Electric Arocs kann mit wahlweise sechs oder sieben Batteriepaketen mit jeweils 60 kWh nutzbarer Energie konfiguriert werden. So sind laut Paul Reichweiten von deutlich mehr als 200 Kilometern möglich. Der Battery-Electric Arocs verfügt über ein zukunftsfähiges 800 Volt-Bordnetz und kann nach Angaben der Paul Group an einer Ladesäule mit 150 kW innerhalb von ca. 1,5 Stunden bei sechs Batteriepaketen von 20 auf 80 Prozent aufgeladen werden.

In der Kleinserie ab Ende 2023 sind Konfigurationen flexibel als 4- und 3-Achser für Liebherr-Fahrmischer, Pritschen- und Kippanwendungen verfügbar. Der Hauptvertrieb liegt bei Paul, die Unternehmensgruppe übernimmt auch alle Service- und Wartungsarbeiten für den Arocs für das Bausegment.

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