Scania BEV-Test für Otto Reinhard Transport besser als erwartet
PRAXISTEST Die in Affoltern im Emmental ansässige Otto Reinhard Transport GmbH nutzte die Gunst der Stunde und unterzog die Scania BEV-Sattelzugmaschine 40R A 4×2 NB einem Praxistest, so wie die eigenen Fahrzeuge tagtäglich im Einsatz stehen.

Welchen Herausforderungen müssen sich vollelektrische Nutzfahrzeuge stellen, wenn sie ihren Standort nicht in einer Grossstadt-Agglomeration haben, sondern in einer ländlichen Region zu Hause sind? Lässt sich dieses Antriebskonzept auch dort umsetzen? Fragen, welche sich Alfred Reinhard, Inhaber der Otto Reinhard Transport GmbH, immer wieder selbst gestellt oder auch unter gleich gesinnten diskutiert hat.
Realitätsbezogener Einsatz bei Otto Reinhard Transport GmbH
Was liegt da näher als die «Probe aufs Exempel» und sich am besten gleich selbst ein Bild zu machen? Gesagt und getan. So wurde während zwei Tagen die Scania 40R A 4×2 NB Sattelzugmaschine einem Praxistest unterzogen, und zwar unter identischen Bedingungen, wie sie täglich vorzufinden sind. So wurden etwa 25 Tonnen Armierungsstahl geladen, um das maximale Gesamtzuggewicht von 42 Tonnen zu erreichen, denn man wollte gleich von Anfang an auf «tutti» gehen und so die Fahrzeugkombination im Grenzbereich testen.

Achslasten nie aus den Augen verlieren
Als Erstes wurde das Augenmerk auf die Achslasten geworfen, um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Aber dank der variablen Positionierung der Ladung blieb alles im grünen Bereich, wie erfreulicherweise festgestellt werden konnte. Denn bei einer Komplettladung mit 33 Paletten und 25 Tonnen Ladung könnte es auf der Antriebsachse bei einer 2-Achs-Zugmaschine knapp werden. Dann ging es auch schon los auf die erste Liefertour: Affoltern – Wichtrach, Wichtrach – Härkingen, Härkingen – Gerlafingen, Gerlafingen – Wichtrach, Wichtrach – Gerlafingen, Gerlafingen – Wichtrach und Wichtrach – Affoltern stand am ersten Tag auf dem Programm – insgesamt 372 Kilometer mit einem Verbrauch von 114,1 kWh auf 100 km. Mit jedem gefahrenen Kilometer machte sich der Fahrer mit dem Fahrzeug besser vertraut. Mit einer Restladung von 18 Prozent ging es erstmals in den Feierabend und ein erstes Zwischenfazit konnte gezogen werden.
Komfort auf höchstem Niveau
So gefiel die extreme Laufruhe und man nahm Geräusche wahr, welche bei einem herkömmlichen Dieselfahrzeug sonst durch den Motor übertönt werden. Auch der Elektro-Antrieb konnte vollends überzeugen und stand einem 560-PS-starken Dieselmotor in nichts nach. So erstaunte das hohe Drehmoment immer wieder von Neuem und liess auch das maximale Gesamtgewicht von 42 Tonnen viel leichter wirken. Auch am zweiten Tag überzeugte der BEV Scania auf der Route Affoltern – Gerlafingen, Gerlafingen – Wichtrach, Wichtrach – Lyssach mit Zwischenladung, dann nochmals von Gerlafingen nach Wichtrach und via Affoltern nach Schönbühl vollends und das Fahrzeug wurde nicht gern bei der Scania Schweiz AG in Urtenen-Schönbühl zurückgegeben. Bei zurückgelegten 268 km und einem Verbrauch von 1,23 kW/km war auch der Energiebedarf völlig im «grünen» Bereich.

Herausforderung Ladeinfrastruktur
Eine Herausforderung musste dann doch noch gelöst werden. Wo kann das Fahrzeug bei Bedarf nachgeladen werden, wenn zu Hause nur ein 32A-Anschluss zur Verfügung steht? So passierte es, dass der Akku bei der heimischen Nachtladung lediglich auf 45 Prozent geladen werden konnte, was dann unter Tage eine weitere Nachladung erforderte. Doch hier wurden die Herausforderungen erst so richtig erkennbar. An vielen externen Ladestellen war der Platz oder die Zufahrt nicht für Lastwagen vorgesehen, oder das Dach war zu tief, um mit einem vier Meter hohen Fahrzeug nah genug heranfahren zu können. So wurde einmal mehr deutlich aufgezeigt, dass zwar die Nutzfahrzeughersteller ihre Hausaufgaben erledigt haben, die Politik und deren Forderer von grüner Mobilität sich aber nach wie vor im «Tiefschlaf» befinden, so die klare Aussage von Alfred Reinhard. Zudem schlägt der Preis von CHF 0.65-0.75 je kWh an einer externen Ladestation doch recht zu Buche.
Otto Reinhard Transport GmbH
Die Otto Reinhard Transport GmbH aus Affoltern im Emmental wurde 1968 durch Otto Reinhard als Einzelfirma gegründet und führt Transporte mit unterschiedlichen Fahrzeugen und Aufliegern in der ganzen Schweiz und Europa durch. Kunden schätzen bei der Otto Reinhard Transport GmbH insbesondere das familiäre Klima, die Zuverlässigkeit und das kundenorientierte Dienstleistungsangebot, wofür für «fast» jede Aufgabe auch eine Lösung gefunden wird.
