Renault Trucks T 520: Alles sanft & automatisch

FAHRBERICHT Renault Trucks stellte seinen T 520 als 40-Tonnen-Sattelzug für Probefahrten der Fachpresse zur Verfügung. Eine kleine Reise im herbstlichen Zürcher Unterland bestätigt den Truck of the Year 2015 in seinem Amt.

Moderne trifft auf Nostalgie: Auf dem Vorplatz des Museums Ebianum in Fisibach AG kontrastiert Technik im Morgennebel.
Moderne trifft auf Nostalgie: Auf dem Vorplatz des Museums Ebianum in Fisibach AG kontrastiert die Technik des Renault Trucks T 520 im Morgennebel.

Für den Werksfahrer Gaeton Fonsatti war es einer der letzten Tests im inzwischen abgelaufenen Jahr in Europa. Die Saison ging zu Ende. In Polen lag schon Schnee auf der Strasse. Schliesslich sollen solche Probefahrten normale Bedingungen haben. Es sind ja keine Arctic Tests. Gaeton zieht diesen Winter noch Einsätze in Nordafrika durch und dann kommen schon die Events des laufenden Jahres. Langweilig wird es ihm nicht. Er ist schon zwanzig Jahre bei Renault Trucks. Damit man als Journalist hin und wieder aussteigen kann, um Fotos im Fahrbetrieb auf der Strasse zu schiessen, übernimmt er hilfsbereit das Steuer. Er fährt einen ausgesprochen ruhigen Stil. Kein Hickhack, keine Fehleinschätzungen, kein Risiko.

Kürbisse untermalen die herbstliche Stimmung.
Kürbisse untermalen die herbstliche Stimmung.

Sanfter Riese
Und genauso passt dieser Lkw zum Fahrstil von Gaeton. Gerade, wenn er in den Modus Optiroll fällt – und das tut er bei jeder Gelegenheit – gleitet er quasi lautlos dahin. Als der Werksfahrer den neuen T zum ersten Mal fuhr, war er fast ein wenig enttäuscht. Dieser Truck wirkte erst etwas zahm auf ihn. Aber je länger er damit unterwegs war, desto mehr schätzte er die kultivierte Laufcharakteristik. Was laut ist, ist nicht unbedingt schnell. Es tönt einfach nur so und erweckt damit eine Illusion der Fahrleistung. Für mehr Performance sorgt das Optidriver-Getriebe an Steigungen. Frühere Getriebe hatten die unangenehme Tendenz, im automatischen Modus auf Bergstrecken ständig herauf- und wieder herunterzuschalten. Nicht so das Optidriver. Ein Sensor meldet dem Truck das Mass der Steigung, und der T 520 zieht durch. Permanenter Kraftschluss, keine unnötigen Schaltvorgänge. Gaeton gefällt der Begriff der Automatik nicht so richtig. Der Begriff des roboterisierten Getriebes passt ihm viel besser. Stimmt: Mit einem hydraulischen Wandler hat das Ganze ja nichts zu tun.

Das aerodynamische Auflieger-Heck.
Das aerodynamische Auflieger-Heck.

Abfahren und Anhalten kinderleicht
Hingegen trifft der Begriff der Automatik sehr wohl auf die Feststellbremse und das Anhalten zu. Den oben am Armaturenbrett platzierten Handbremsgriff braucht man beim Anfahren gar nicht zu lösen. Ein sanfter Druck aufs Fahrpedal gibt der Elektronik das Signal, die Bremse zu lösen, und schon setzt sich der Sattelzug in Bewegung. Umgekehrt geht das Getriebe automatisch in Neutralstellung, wenn man den Motor mit dem Zündschlüssel abschaltet. Das kann eine willkommene, selbsttätige Gedankenstütze sein. Es sind ja genügend Fälle an älteren Fahrzeugen mit automatisierten Schaltgetrieben bekannt, bei denen der Lkw nach längerem Stillstand nicht mehr zu bewegen war. Denn ist ein Gang eingelegt und keine Druckluft mehr da, um ihn rauszunehmen, darf der Servicewagen kommen…

Gaeton Fonsatti kippt die Kabine. Der Elektroantrieb dazu ist Option.
Gaeton Fonsatti kippt die Kabine. Der Elektroantrieb dazu ist Option.

Schöne Reise
Wir sind uns einig, lassen den 40-Tonner auf die vielen Kreisverkehre im Zürcher Unterland zu rollen, ziehen rechtzeitig den Retarder und passen auf, dass der ungelenkte Dreiachs- Auflieger schön nachläuft. Die tiefgezogenen Seitenschürzen am weissen Frappa-Auflieger ermahnen einen, die Kurven nicht zu knapp zu nehmen, sondern gehörig auszuholen. Sein aerodynamisches Heck ist ziemlich auffällig und zugegeben etwas gewöhnungsbedürftig. Auf langen Fernstrecken mag es eine gewisse Einsparung an Treibstoff bewirken. Auf unserer kurzen Tour im Zürcher Unterland signalisiert es einfach, dass hier kein normaler gewerblicher Transport stattfindet, sondern eine Probefahrt mit einem Werks-Lkw aus Frankreich.

Blick auf die Maschine ...
Blick auf die Maschine …
... und die Vollluftfederung
… und die Vollluftfederung

Gesamteindruck stimmt
Der Truck of the Year 2015 gibt sich auch im Praxistest keine Blösse. Da sind keine Macken erkennbar. Nichts, das wirklich stören könnte. Die Leistungsentfaltung der 13-Liter- Maschine ist sehr ansprechend. Der Fahrkomfort lässt nichts zu wünschen übrig. Besonderheiten wie die Feststellbremse sprechen für den Fortschritt. Dabei will der Renault Trucks T 520 kein Charmeur sein, sondern ein Profitcenter. Und sein markantes Erscheinungsbild mit der Kühlerfront, die nicht mehr lächelt, sondern den Ernst des Transportgeschäfts zum Ausdruck bringt, gibt jedem Unternehmen Gelegenheit, ihn durch entsprechende Farbgebung so aussehen zu lassen, dass er sich von der Normalität abhebt.

Der quadratische Handbremsgriff oben am Armaturenbrett gilt als Novum.
Der quadratische Handbremsgriff oben am Armaturenbrett gilt als Novum.
Der Truck braucht hin und wieder Diesel und einen «Sprutz» AdBlue dazu.
Der Truck braucht hin und wieder Diesel und einen «Sprutz» AdBlue dazu.
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