«Nächster Halt Winterthur!» – die EvoBus ist umgezogen

STANDORTWECHSEL Wegen Corona musste die Feier Eröffnungsfeier der EvoBus (Schweiz) AG an ihrem neuen Standort leider abgesagt werden. Doch der Betrieb in Winterthur-Wülflingen läuft seit dem 1. April, der Umzug ist praktisch ab­geschlos­sen.

EvoBus (Schweiz) AG Betriebsgebäude und Verwaltungsgebäude Winterthur-Wülflingen TIR transNews
Seit April ist die EvoBus (Schweiz) AG hier angesiedelt. Im 115 m langen ­Betriebsgebäude sind die Dienst­leistungen auf 16 Bahnen aufgeteilt, Empfang und Ersatzteil­lager sind ­zentral positioniert. Rechts das neue Verwaltungsgebäude.

«Mit dem neuen Sitz in Winterthur führten wir Anfang April unseren bisher auf vier Standorte verteilten Betrieb an einem Ort zusammen», erklärt Frank Scherhag, CEO und Delegierter des Verwaltungsrats von EvoBus (Schweiz) AG, den Kern des eigentlich abgeschlossenen Umzugs. Nach ersten Überlegungen zu einer «Expansion nach vorne» im Jahr 2008 und der Ausarbeitung einer Machbarkeitsstudie 2011 fiel der Grundsatzentscheid für Neubau und Umsiedelung von Kloten nach Winterthur im Jahr 2016, mit einem Investitionsvolumen von 30 Mio. Euro.

Der Wegzug von Kloten war ganz ursprünglich nicht Teil des Projekts, denn die Nähe zum Reiseknotenpunkt Flug­hafen wurde von vielen Kunden geschätzt. Doch das Projekt wurde auf Basis des Daimler-Centerformats aufgegleist. Normalerweise ist für die vorgesehenen Dienstleistungen eine Fläche von 40 000 m2 nötig, in der «engen» und teuren Schweiz wurde das Ganze auf die Hälfte der Terraingrösse verkleinert und optimiert. «Ein solches Grundstück gab es jedoch auch mit der Halbierung der Fläche in Kloten nicht mehr», sagt Frank Scherhag. Und die Suche gestaltete sich nicht einfach, denn nicht nur in Kloten waren grosse Terrains rar, wie René Wilhelm, Projektleiter seit 2017, ergänzt: «Auch in Winter­thur war unser neues Gelände das letzte zusammenhängende Terrain dieser Grösse.»

EvoBus (Schweiz) AG Betriebsgebäude und Verwaltungsgebäude Winterthur-Wülflingen TIR transNews
In den Hallen können auch zwei Gelenkbusse hintereinander-gestellt werden. Im Vordergrund die Minibus-Plätze.

Modernstes Konzept

Um den nötigen Raum zu schaffen, wurde ein Teil der Anlage unterirdisch angelegt, wie beispielsweise die ganzen Mitarbeiter-, Lager- und Servicefahrzeugparkplätze. «Um das Modernste in Sachen Omnibus­-Service erstellen zu können, haben wir mit dem auf Werkstätten spezialisierten Architekturbüro Christian Schüpbach, Andelfingen, zusammengearbeitet», erklärt René Wilhelm. Die Baubewilligung erhielt EvoBus im Oktober 2017, doch auf ­einen fixen Bezugstermin wurde damals bewusst verzichtet. Frank Scherhag: «Uns war die Einhaltung des Kostenrahmens, Stichwort Kostensicherheit, am wichtigsten. Das hätte unter Termindruck wohl kaum gewahrt werden können.»

In Winterthur wurde zusammengeführt, was bisher in der Region rund um Zürich verstreut war. Am bisherigen Hauptsitz in Kloten waren die Verwaltung und die Reparaturwerkstätten, in Bassersdorf befand sich die Neufahrzeugaufbereitung und in Dübendorf die Occasionen­abwicklung. In Dällikon befinden sich noch die Bereiche Carrosserie und Lackierung; da der Lieferant der Lackieranlage im Neubauprojekt Konkurs anmelden musste, werden Carrosserie- und Lackierarbeiten noch bis Juli in Dällikon fortgeführt.

Bislang mietete sich EvoBus Schweiz für die Schulungen dezentral in anderen Betrieben ein, neu stehen dazu eigene Räumlichkeiten im Obergeschoss im Betriebsgebäude in Winterthur zur Verfügung. Es gibt neu auch ein Bistro für die Verpflegung der Mitarbeiter und Schulungsteilnehmer.

Mit ihren jetzt topmodernen Räumlichkeiten hat Daimler die Schweizer EvoBus-­Tochtergesellschaft zum dritten Schulungszentrum für Elektromobilität in Europa bestimmt. Winterthur-Wülflingen ergänzt diesbezüglich die bestehenden Zentren in Düsseldorf und Mannheim.

<li class="artikel_legende">CEO Frank Scherhag und Projektleiter René Wilhelm auf dem modernen Dacharbeitsplatz der Elektrobus-Servicebahn. Sobald auch die Lackiererei fertiggestellt ist, wird sich Wilhelm auf seinen Posten als Kundendienstleiter konzentrieren können.</li>
CEO Frank Scherhag und Projektleiter René Wilhelm auf dem modernen Dacharbeitsplatz der Elektrobus-Servicebahn. Sobald auch die Lackiererei fertiggestellt ist, wird sich Wilhelm auf seinen Posten als Kundendienstleiter konzentrieren können.

Eckdaten von EvoBus in Winterthur

Seit Beginn der Abklärungen für den Neubau hatte sich vieles verändert. «Vor allem die Elektrifizierung hat sich deutlich rascher entwickelt, als wir ursprünglich gedacht hatten», erläutert René Wilhelm. Entsprechend wurden die Anforderungen an Gebäude und Infrastruktur stetig angepasst. Unverändert blieben die ursprünglich geplanten Abmessungen des Betriebsgebäudes: Länge 115 m, Breite 45 m. Es bietet 16 Werkstattbahnen, damit alle Dienstleistungen und Arbeiten vom Vertrieb Mercedes-Benz und Setra sowie alle Serviceleistungen von OMNI­plus und von BusStore (gebrauchte Busse) abgedeckt werden können.

Die 13. Bahn ist von besonderer Bedeutung, denn sie ist die Bahn für Elektrobusse. Sie ist mit allen Schutzmassnahmen für Arbeiten mit hohen Spannungen ausgelegt, verfügt aber auch über ein paar besondere Ausstattungsmerkmale. Das eine ist eine durchgehende, 44 m lange Grube – Wilhelm: «Die längste solche Grube in der Schweiz.» Das andere erleichtert Arbeiten auf dem Dach dank der begehbaren und auf die Busposition einfach justierbaren Plattform.

EvoBus (Schweiz) AG Betriebsgebäude und Verwaltungsgebäude Winterthur-Wülflingen TIR transNews
Die Farbmischanlage ist zwar bereit, doch hat sich die Fertig­stellung der Lackiererei verzögert.

In der Werkstatt sind unterschiedliche Liftsysteme und weitere Gruben integriert, um Arbeiten wie Diagnose, Teileaustausch, Neuwagenaufbereitung etc. durchzuführen. In den ersten Wochen bestand die Neuwagenaufbereitung praktisch ausschliesslich aus Linienbussen, da Corona-bedingt die Reisebusbranche einen massiven Einbruch erlitt und somit die Busse stillstanden. Zudem gibt es zwei spe­ziell auf Minibusse (Basis: Mercedes-Benz Sprinter) ausgelegte Arbeitsplätze. Die Gebäudeabmessungen bringen es übrigens mit sich, dass auf der gleichen Bahn genug Platz für zwei Gelenkbusse oder drei normale Busse ist.

Auch die Waschstrasse auf der ersten Bahn wurde nach modernsten Vorgaben konzipiert. René Wilhelm: «Wir möchten in Winter­thur alle Bedürfnisse unserer Kunden abdecken.» Da gehöre auch dazu, dass ein Transit-Car, der in der Nähe pausiere, seine Toilette entleeren, das Fahrzeug in der 3-Bürsten-Anlage reinigen und mit vorbestellten Getränken und Verpflegung neu bestücken könne.

Der Start am neuen Ort ist gut angelaufen. «Dank Corona war der Arbeitsdruck nicht so hoch wie sonst, was den Übergang erleichtert hat», so Frank Scherhag. Wie eingangs erwähnt, musste die Eröffnungsfeier abgesagt werden. Frank Scherhag bedauert dies sehr. Gleichzeitig hofft er, im November wieder die traditionelle Hausmesse, die jetzt den neuen Namen «BUSwin» trägt, durchführen zu können. «Das könnte dann auch der Ersatzzeitpunkt für die aus­gefallenen Feierlichkeiten sein. Aber wirklich sagen können wir das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.»

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