Der Vorreiter eCanter kommt nun in Grossserie

42 GRUNDVERSIONEN Mitsubishi Fuso hat die Serienfertigung der Elektroversion seines neuen Canter in Portugal gestartet. Insgesamt kann der Kunde beim eCanter zwischen 42 Varianten wählen, die sich nochmals bis ins Detail konfigurieren lassen.

Fuso eCanter kommt TIR transNews
Mit dem neuen eCanter kommt auch ein Abrollkipper ab Werk, der mit Unsinn Fahrzeugtechnik aus Deutschland entstanden ist.

Auf der IAA Transportation im letzten Herbst hat die Daimler-Truck-Tochter Fuso vom neuen Canter auch die Eckdaten der Elektroversion präsentiert. Fuso gehört zu den Vorreitern der Elektromobilität im leichten LKW-Bereich, in dem bereits im Jahr 2017 eine Erprobungsserie von total 450 Fahrzeugen weltweit zu Testzwecken ausgerollt wurde, so auch in der Schweiz, beispielsweise in der Innovationsflotte von Camion Transport. Mitte Mai hat Fuso nun im portugiesischen Werk Tramagal die Produktion der neuen Generation eCanter gestartet, anderthalb Jahre nach dem neuen Diesel-Canter.

Die Kleinserie des ersten eCanter war noch als Einheitsmodell konzipiert gewesen, das ist beim neuen eCanter grundlegend anders. 42 unterschiedliche Varianten des Chassis-Cab-Lastwagens stehen zur Wahl, wobei beim eCanter folgende Grundversionen geboten werden:

  • sechs Radstände (2,50 m, 2,80 m, 3,40 m, 3,85 m, 4,45 m, 4,75 m)
  • vier Tonnagen (4,25 t, 6,0 t, 7,49 t, 8,55 t)
  • drei Batteriegrössen (S 41,3 kWh, M 82,6 kWh, L 123,9 kWh)
  • drei generelle Reichweiten (S bis 70 km, M bis 140 km, L bis 200 km)
  • zwei Single-Cab-Versionen (Breite Standard 1,70 m, Comfort 2,00 m)
  • zwei E-Achsen (mit Batt. S: 85 kW, ab Batt. M: 110 kW).
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Der Elektromotor ist in der Hinterachse montiert, was am Chassis Raum für Anbauten und Batterien schafft.

Die Batteriegrösse ist zudem abhängig vom gewählten Radstand. Die beiden kurzen Radstände sind ausschliesslich mit der S-Batterie erhältlich, für zwei Batterien (M) braucht es mindestens 3,40 m Radstand, und für die grosse Batterie (L) werden mindestens 4,45 m Radstand nötig. Bezüglich Sonderlösungen bietet Fuso u.a. einen speziell auf die Baubranche zugeschnittenen Aufbau. Es handelt sich um einen Abrollkipper, der in Zusammenarbeit mit Unsinn Fahrzeugtechnik ab Werk angeboten wird. Unsinn Technologien und Anhänger werden in der Schweiz übrigens durch die HRB Heinemann AG in Nassenwil/Niederhasli vertreten, wobei man bei HRB vom Diesel-Canter eigenständig Komplettfahrzeuge mit verschiedenen Hakengerätaufbauten von Unsinn im Angebot führt.

Spürbare Aufwertung
Auf ersten Probefahrten nahe Lissabon kann der neue eCanter die Eigenheiten eines Frontlenkers (z.B. eher enge Platzverhältnisse) zwar gessen machen, doch sind deutliche Fortschritte gegenüber dem bisherigen Modell auszumachen. Ein gefederter Fahrersitz verbessert den Federungskomfort spürbar, die Geräuschentwicklung ist nochmals geringer, und die breitere Comfort-Kabine wirkt weniger beengt. Allerdings sind Lenksäule und Fahrersitz auf die Standardkabine ausgerichtet, was bewirkt, dass Sitz und Lenksäule im Comfort etwas aus der Achse stehen.

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Modernes Kabinendesign mit farbigem LCD-Display fürs Hauptinstrument und auf Wunsch ein Multimedia-Display. Federungskomfort wird auch mittels gefedertem Fahrersitz geboten.

Die Instrumentierung besteht aus einem digitalen Hauptinstrument, auf welchem die relevanten Angaben nach eigenem Gutdünken mit dem Instrumentendesign angepasst werden können. Die Mittelkonsole kann auf Wunsch mit einer Multimedia-Anzeige bestückt werden, wobei die Bedienung über ein gut bestücktes, übersichtlich gestaltetes Multifunktionslenkrad leicht von der Hand geht.

Als angenehmes neues Komfortelement sehen wir den Keyless-Start, aber auch die elektrische Feststellbremse, welche sich automatisch einlegt, wenn P aktiviert wird. Der Wagen gefällt in allen Längen durch seine Wendigkeit und gute Verkehrsübersicht. Zudem hat Fuso den eCanter mit modernen Sicherheitselementen ausgerüstet, z.B. aktives Notbremssystem, Spurhalteassistent und aktiver Abbiegeassistent. Für eine höhere Effizienz sorgt das erweiterte Rekuperationsprogramm. Konnte früher zwischen zwei Stärken gewählt werden, stehen jetzt vier Stufen zur Wahl. Stufe B0 ermöglicht Segeln, in Stufe B3 ist hingegen praktisch ein 1-Pedal-Drive möglich. Die Stufung ist selbst bei voll ausgelastetem 8,55-Tönner-eCanter gut spürbar. Sie wird einfach über den «Getriebe»-Hebel verändert, was wir während der Testfahrten ausgiebig nutzten.

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Für die volle Batteriekapazität wird ein eCanter mit einem der beiden längsten der sechs Radstände benötigt.

Die Ladetechnik beim neuen eCanter umfasst bei jedem Modell ein leistungsfähiges Onboard-Ladegerät und die Möglichkeit von Fastcharging. In Kombination mit der kleinen S-Batterie leistet das Ladegerät 11 kW AC und lädt mit maximal 70 kW am DC-Schnelllader. Ab zwei Batterien (M und L) leistet das Onboard-Gerät 22 kW AC, und am Fastcharger können max. 104 kW DC (Dauerleistung 70 kW) «gezogen» werden. Damit ergeben sich theoretische Ladezeiten bei Depotcharging von 4 Stunden 12 Minuten, 4 Stunden 54 Minuten und 6 Stunden. An der DC-Säule dauert eine Ladung bis 90 Prozent jeweils 36 und 44 Minuten sowie 1 Stunde 15 Minuten.

Verschiebungen im Werk
Der Produktionsstart des eCanter kommt gemäss Arne Barden, CEO von Mitsubishi Fuso Truck Europe, mit grossen Anpassungen in die Fabrikation in Tramagal einher, denn Diesel- und Elektro-Canter laufen über die gleiche Produktionsstrasse. Arne geht davon aus, dass der Dieselanteil rasch etwas zurückgehen, der Diesel-Canter aber noch länger nicht verschwinden wird. «Wir produzieren auch für Nicht-EU-Länder wie beispielsweise Marokko, und solange die Nachfrage da ist, werden wir Diesel-Canter liefern.»

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Im Werk in Tramagal (Portugal) ist die Produktion des eCanter angelaufen. Im Bild ein Batteriepack noch ohne Schutzrahmen und diverse Hochvoltkabel.

Auch ist die Doppelkabine, die bei Werkhöfen oder Landschaftsgärtnern beliebt ist, ausschliesslich mit Diesel erhältlich. Kabinenmässig kann auf dem eCanter zwischen
einer schmalen (1,7 m breit) und einer breiten Single-Cab (2,0 m) gewählt werden. Die Bauteile für den Canter werden zwar allesamt nach Portugal geliefert – meist aus dem Hauptwerk in Kawasaki (JP) –, doch ist Tramagal mehr als ein simples CKD-Werk. Mit eigener Schweissstrasse werden die Kabinen hier von Grund auf geschweisst und zusammengebaut, auch die einzelnen Antriebselemente werden hier aufgebaut, der Chassisrahmen und die Achsen aus den Einzelelementen fabriziert.

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