Josef Jäger: «Netto Null geht nur gemeinsam»

DEKARBONISIERUNG Die Camion Transport AG mit Hauptsitz in der Ostschweiz will bis 2050 ihre Emissionen auf netto null reduzieren. Der Fahrplan mit den Zwischenzielen ist ambitiös und auch Lieferanten sind in der Pflicht. Unterstützung gibt es mittlerweile aber auch von Grosskunden.

Der Weg zu netto null in der Logistik ist zwar kostenintensiv, doch es gibt viele Stakeholder, die ähnliche Ziele verfolgen und daher grosses Interesse daran haben, sich mit den richtigen Partnern zusammenzutun.
Der Weg zu netto null in der Logistik ist zwar kostenintensiv, doch es gibt viele Stakeholder, die ähnliche Ziele verfolgen und daher grosses Interesse daran haben, sich mit den richtigen Partnern zusammenzutun.

Schon 1984 transportierte das Unternehmen erste Stückgutsendungen auf der Schiene von Wil quer durch die Schweiz nach Genf: Die Geburtsstunde des dualen Transportsystems und Bahnnetzwerkes, das heute die 15 Standorte mit 130 Bahnwagen pro Nacht verbindet und so drei Viertel der langen Strecken auf der Schiene zurücklegt. «Wir leben Nachhaltigkeit und setzen dort an, wo wir effektiv und direkt Emissionssenkungen erzielen. Uns ist wichtig, das Mögliche sofort zu testen und für unsere Kunden und Partner so Mehrwerte zu schaffen», erklärt Josef Jäger, Direktor Camion Transport (CT). «Eco Balance by Camion Transport heisst, mit möglichst wenig Emissionen möglichst viel Transportleistung zu erbringen.» Das bedeute beispielsweise in Bezug auf die Fahrzeugflotte, Marktneuheiten zu evaluieren, Antriebstechnologien zu prüfen und im Alltagseinsatz dann auf Wirtschaftlichkeit und Einbindung in die Prozesse zu testen. Über die sogenannte Innovationsflotte berichteten wir schon mehrfach. Sie dient CT als Weichensteller für die Beschaffungsstrategie: Verschiedene Fahrzeugtypen mit Alternativantrieb werden in verschiedenen Einsatzgebieten getestet.

Fahrplan zu netto Null
Bei der Zielsetzung orientiert sich CT an seinen Unternehmenswerten und übergeordneten Zielen: der Kundenorientierung, Unabhängigkeit und Rentabilität, denn nur diese ermöglichen neue Investitionen. Die Etappen zum Ziel netto null bis 2050 sind ambitiös:

  • Emissionsfreie Belieferung erster Innenstädte bis 2025
  • Emissionsfreie Belieferung urbaner Regionen ab 2030
  • Bis 2040 sollen mehr als 50 Prozent des Fahrzeugparks emissionsfrei sein.

«Allerdings müssen auch unsere Lieferanten und Partner ihren Beitrag leisten. Die Verfügbarkeit von alternativen Fahrzeugtechnologien ist eine wichtige Voraussetzung. Wirtschaftliche Ziele spielen ebenso mit. Wir erreichen unsere Zielsetzung nur im Zusammenspiel», führt Andreas Hollenstein, Leiter Infrastruktur und Umwelt, aus.

Andreas Hollenstein, Leiter Infrastruktur und Umwelt, Camion Transport: «Bis 2035 wollen wir unsere eigenen Gebäude klimaneutral betreiben.»
Andreas Hollenstein, Leiter Infrastruktur und Umwelt, Camion Transport: «Bis 2035 wollen wir unsere eigenen Gebäude klimaneutral betreiben.»

Die 610 Fahrzeuge umfassende Flotte (davon 20 mit alternativen Antrieben) bildet einen Schwerpunkt, die Teilziele beinhalten allerdings auch Immobilien und Betriebsstätten, den Strombezug und die Energiegewinnung. «Neubauten rüsten wir standardmässig mit Solaranlagen aus, bestehende Infrastrukturen rüsten wir nach, wo dies sinnvoll ist mit dem Ziel, bis 2025 zwei Drittel des Stroms über eigene PV-Anlagen herzustellen und über die Hälfte der Wärme aus erneuerbaren Energien zu gewinnen», so Hollenstein weiter.

CT kann inzwischen auf viele Erfahrungswerte zurückgreifen und weiss, dass ein schwerer Elektro-LKW zwar dreimal so energieeffizient ist wie ein Diesel-LKW, leider aber auch dreimal so teuer in der Anschaffung. «E-LKW haben sich als alltagstauglich erwiesen», erklärt Josef Jäger. «Es erfordert aber eine andere Disposition und sie sind noch nicht wirtschaftlich. 20–30 Fahrzeuge lassen sich alleine finanzieren, eine ganze Flotte aber nicht mehr. Emissionsfreie Transportleistung braucht ein neues Preislabel. Dazu braucht es Partner. Von der Politik wünschen wir uns eine Anschubfinanzierung. Auch die Ladeinfrastruktur ist eine der ganz grossen Herausforderungen.»

Zwei Partner auf dem Weg zu netto null: Josef Jäger (l.), Direktor Camion Transport, und Jürg Burkhalter, General Manager Coca-Cola HBC Schweiz.
Zwei Partner auf dem Weg zu netto null: Josef Jäger (l.), Direktor Camion Transport, und Jürg Burkhalter, General Manager Coca-Cola HBC Schweiz.

Coca-Cola HBC Schweiz mit an Bord
Mit der konsequenten ökologischen Ausrichtung punktet CT heute als interessanter Logistikpartner bei potenziellen und bestehenden Kunden. Zu ihnen gehört Coca-Cola HBC Schweiz AG, Abfüllpartnerin der «The Coca-Cola Company». Die Schweizer Gesellschaft mit Hauptsitz in Zug ist in 28 Ländern mit 136 Marken im Geschäft, setzt 12,5 Mia. Liter ab und 6,6 Mia. Euro um. Coca-Cola HBC beschäftigt in der Schweiz 650 Mitarbeitende und zählt seit 2016 auf die Dienstleistungen von Camion Transport, das heute über 95 Prozent des Transportvolumens und über 35 Prozent des Lagervolumens abwickelt.

Bis 2040 will das Unternehmen netto null erreichen. «Unsere hochgesteckten Ziele im Bereich der Nachhaltigkeit können wir nur gemeinsam mit unseren guten Partnern wie Camion Transport erreichen», sagt Jürg Burkhalter, General Manager Coca-Cola HBC Schweiz. «In enger Kollaboration arbeiten wir stetig daran, die Transportwege unserer Produkte möglichst gering zu halten. Auch der Umstieg auf ökologischere Transportlösungen ist ein wichtiger Schritt, um unsere CO2-Bilanz weiter zu minimieren.» Eine zentrale Rolle spielen hier Fahrzeuge mit Alternativantrieb für die Kundenbelieferung. Aber auch der Schienentransport hat seit jeher eine grosse Bedeutung und beeinflusst die Klimabilanz positiv.

Beide Partner betonen, dass sie sich der Verantwortung stellen, sich für die Umwelt engagieren und das Machbare umsetzen. «Partnerschaften sind der Schlüssel zum Erfolg», so Josef Jäger. «Denn netto null geht nur gemeinsam.»

Im 2014 in Betrieb genommenen Logistikcenter Rümlang werden auch die Getränke der Coca-Cola HBC Schweiz für die Bahn verladen.
Im 2014 in Betrieb genommenen Logistikcenter Rümlang werden auch die Getränke der Coca-Cola HBC Schweiz für die Bahn verladen.
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