Chrigu Stucki, ein Trucker, der gerne oben ausschwingt
PERSÖNLICH Er ist Chauffeur bei Lüthi & Portmann im bernischen Deisswil bei Münchenbuchsee und führt Fleischprodukte. Aber der gelernte Forstwart hat noch eine andere Seite als «Böser» in den Sägemehlringen der Schwingfeste.

TIR: Chrigu, Du bist jetzt fast 32 Jahre alt und seit 1992 aktiver Schwinger. Wie lange mühst Du Dich noch im Schwingkeller und beim Krafttraining ab?
Chrigu Stucki: Mein Ziel ist es, noch mindestens drei Jahre bis zum Eidgenössischen in Zug mit dabei zu sein. Also richtet sich mein Leben prioritär auf diesen Fokus. Ich will immer mein Bestes geben, und wenn sich die Erfolge einstellen, bin ich für mein Leben gern Sennenschwinger.
Was bedeutet das konkret?
Ich arbeite bloss zu 60 Prozent, verbringe den Dienstag meist in Magglingen in den dortigen Krafträumen und bin abends etwa vier Mal wöchentlich im Schwingkeller zum Training. Da wärmen wir uns mit Ballspielen und Dehnungsübungen zünftig auf, bevor es mit Bodenschwingen oder freien Gängen zur Sache geht.
Wie teilst Du die Zeit zwischen Familie und Beruf ein?
Ich bin glücklich, dass meine Frau Cécile mich voll unterstützt. Sie arbeitet nahe dem Wohnort in Lyss und betreut die beiden Buben Xavier (4) und Elia (1). Wenn immer es die Zeit erlaubt, bin ich bei der Familie und kümmere mich zudem um den Neubau, der bald unser Zuhause sein wird. Mein Chef hat für meine zwei Berufe (Schwinger und Chauffeur) Verständnis, das ist positiv und erleichtert es auch in turbulenten Zeiten, den Tagesablauf etwas zu strukturieren.
Warum hast Du den erlernten Beruf Forstwart an den Nagel gehängt?
Nach der Lehre war ich noch begeisterter Waldspezialist. Aber dann brachte eine Fussverletzung die Wende. Ich wollte das Risiko danach nicht mehr eingehen, wegen Verletzungen pausieren zu müssen. Zudem ergab sich die Gelegenheit im Militär, die Fahrzeugprüfung für schwere Fahrzeuge zu absolvieren.
Du fährst jetzt für einen Fleischverarbeiter?
Obwohl ich gerne am Steuer sitze, reichen mir 200 bis 300 Kilometer am Tag völlig. Und genau dies ist hier der Fall. Je nach Einsatzplan führe ich Halbprodukte vom Schlachthaus zum Weiterverarbeitungsbetrieb oder Fertigprodukte zum Verkaufsladen – etwa Lidl. Ich bin beim Transportunternehmen freshfoodlogistik angestellt, das praktisch ausnahmslos Fleischprodukte für die Lüthi & Portmann Fleischwaren AG an den Bestimmungsort bringt. Beide Firmen gehören den gleichen Besitzern. Schweinefleisch wird vor allem bei der – ebenfalls zum Unternehmen gehörenden – Meinen AG in Bern zu Grillspezialitäten und anderen beliebten Produkten verarbeitet. Das Rindfleisch dagegen wird in Deisswil bei Lüthi & Portmann nach modernsten Methoden kundengerecht zubereitet.
Fleisch ist also für Dich ein Thema?
Sehr sogar, denn ich esse leidenschaftlich gerne ein gutes Stück Fleisch.
Heute bist Du mit einem zweiachsigen Iveco Stralis unterwegs. Ist dies «Dein» Fahrzeug?
Nein, auf den Fahrzeugen wechseln sich verschiedene Fahrer ab. Das hat Nach-, aber auch grosse Vorteile, denn so können am gleichen Tag verschiedene Touren geplant werden. Der Iveco Stralis ist für mich ein Arbeitsgerät, darum komme ich locker ohne Schnickschnack aus. Wichtig ist, dass die Kühlkette lückenlos eingehalten wird und die 380-PS-Maschine zuverlässig läuft. Der Zweiachser hat zudem den Vorteil, dass er recht wendig ist und so die manchmal engen Zufahrten kein Problem darstellen.
Chrigu Stucki, kennst Du das Wort Freizeit überhaupt?
Für mich stimmt es, wenn alles harmonisch abläuft, und in der ruhigeren Winterzeit wandern wir gerne – etwa auf die Engstligenalp. Dazu geniesse ich mit den Schwingerkollegen nach dem Training ab und zu gerne ein Eggerbier. Immer wieder gibt es auch Gelegenheiten, an denen ich andere aktive Schwinger wie Matthias Sempach, Kilian Wenger, Matthias Glarner und auch solche aus anderen Verbänden treffe. Diese Momente geniesse ich natürlich sehr.